Enquete-Kommission: Zukunft der chemischen Industrie in NRW

Guido van den Berg MdL war vom 01.04.2013 bis zum 30.04.2015 Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in der Enquete-Kommission zur Zukunft der chemischen Industrie in Nordrhein-Westfalen.

Eine Enquetekommission hat den Auftrag, wichtige Zukunftsfragen für unser Land zu diskutieren, ohne sich im alltagspolitischen Klein-Klein zu verlieren. Ziel der Kommission, in der neben Abgeordneten aller Fraktionen auch neutrale Sachverständige gleichberechtigt mitarbeiten, ist es langfristige und parteiübergreifende Handlungsempfehlungen für das Parlament zu formulieren.

25% aller Arbeitsplätze in der chemischen Industrie in Deutschland befinden sich in Nordrhein-Westfalen. Der Erhalt und die Zukunftsfestigkeit dieser industriellen Kerne ist zentral für Nordrhein-Westfalen. Die Enquete-Kommission beschäftigte sich mit den Themen alternative Rohstoffe zum Öl, umweltverträgliche Produktionsverfahren und Werkstoffe, neue Speichertechnologien in der Elektrochemie, die Nachahmung umweltschonender natürlicher Prozesse in der Industrie sowie der Zukunft der Wasserstofftechnologie.

Rohstoffreserven: Die Spitze des Eisbergs

[Mitteilung der Landtagsverwaltung vom 18.07.2013:] „Wie es um die Verfügbarkeit fossiler Kohlenwasserstoffe und mineralischer Rohstoffe für die chemische Industrie bestellt ist, wollte die Enquetekommission II, die sich mit der Zukunft der chemischen Industrie in NRW befasst, genauer wissen und lauschte gespannt einem Fachvortrag. Das Fazit: Es gibt große Potenziale, die sind aber auch mit großen Herausforderungen verbunden.

Zu Gast war Dr. Volker Steinbach von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Der Geowissenschaftler unterstrich: „Deutschland ist ein Rohstoffland und sollte es auch bleiben.“ Natürlich sei Deutschland auf den globalen Markt angewiesen und müsse einen Großteil der Rohstoffe importieren. Er warnte aber davor, sich zu sehr von anderen Staaten abhängig zu machen. Zum einen gebe es geostrategische Risiken und eine fast monopolartige Stellung mancher Regionen, zum andere habe Deutschland auch eine Verantwortung dafür, saubere Techniken zur Rohstoffgewinnung zu entwickeln. Steinbach plädierte deshalb dafür, neben dem notwendigen Import auch hierzulande nach neuen Wegen zu suchen, um vorhandene Rohstoffe zu erschließen. Dabei sei längst nichts alles auf konventionelle Weise zu erschließen.

In diesem Zusammenhang unterschied Steinbach zwischen Rohstoffreserven und Rohstoffressourcen. Während die Reserven mit bekannten Mitteln erschließbar seien, handele es sich bei Ressourcen um ein teils faktisches, teils auch nur vermutetes Vorkommen von Rohstoffen, zu denen aber quasi erst noch ein Weg geebnet werden müsse. Dies sei mitunter eine sehr kostspielige Angelegenheit, und Unternehmen investierten eben nicht so leicht immense Geldsummen, um die vorhandenen Rohstoffe für die Zukunft zu erschließen. Über Jahrzehnte sei zu wenig dafür investiert worden, Rohstoffe technisch verfügbar zu machen. Lagerbestände, Transport, Produktionskosten – all dies nannte Steinbach hier als für die Firmen teure Bestandteile einer solch langfristigen Strategie.

Wie der Geologe erläuterte, komme es aber gerade darauf an, denn die Reserven der Rohstoffe bildeten nur die Spitze des Eisbergs. Der viel größere Teil des Rohstoffvorkommens entfalle auf die Ressourcen. Das gelte in ganz besonderem Maße für Erdgas. Besonders groß schätzte er das Schiefergaspotenzial ein – wenn dessen Erschließung – Stichwort Fracking – auch ein sensibles, in Politik und Gesellschaft kontrovers diskutiertes Thema sei.

Kritisch sah der Experte, dass beispielsweise immer noch knapp 60 Prozent des gesamten Ölverbrauchs in Deutschland für Kraftstoffe verwendet würden. Die stoffliche Nutzung des Erdöls durch die chemische Industrie stagniere bei 15 Prozent. Auch wenn die nächsten Jahrzehnte genug Erdöl verfügbar sei, stellten sich doch die Fragen, wofür das noch vorhandene Öl genutzt werden solle und wie man mehr Erdöl aus unkonventionellen Quellen herausbekomme.

Der Geologe gab den Mitgliedern der Enquete-Kommission einen Ausblick auf die künftige Verfügbarkeit von fossilen Rohstoffen: Derzeit entfielen etwa je ein Drittel an der Gesamtproduktion auf Öl, Gas und Kohle. Die Reserven reichten für etwa 80 Jahre, dabei mache etwa die Hälfte die Kohle aus. Die vorhandenen Ressourcen aber, zu drei Vierteln aus Kohle bestehend, reichten für etwa tausend Jahre.

Bei den Metallen, die die chemische Industrie ebenfalls brauche, verbrauche China inzwischen über 40 Prozent der insgesamt verfügbaren Rohstoffe. Unter den Metallen gebe es 14 kritische Rohstoffe, nämlich solche, die für hochtechnologische Geräte wie Handys oder Laptops unverzichtbar seien, aber fast ausschließlich in einem oder wenigen Ländern vorkämen – und dazu in potenziell instabilen Ländern, die längst nicht vergleichbare Umwelt- und Sozialstandards wie Deutschland hätten. Steinbach unterstützte in diesem Zusammenhang die Idee zertifizierter Handelsketten, bei denen vom konkreten Erschließungsort über Handel, Verarbeitung und so weiter der gesamte Weg eines eingekauften Rohstoffs dokumentiert werden müsse.

Auch das Thema Recycling kam zur Sprache. Große Mengen von Basismetallen wie Aluminium seien relativ einfach und kostengünstig – im Übrigen auch mit einem minimalen Energieaufwand – zu recyceln. Je hochtechnologisierter aber die Produkte, aus denen metallische Stoffe herausgeholt und wiederverarbeitet werden sollten, umso schwieriger und teurer werde es, erklärte Steinbach. Im Grunde müsse bei der Entwicklung neuer Produkte direkt eine Recyclingstrategie mit erarbeitet werden. Die müsse allerdings auch wirtschaftlich sein.“

„Das Wegwerfen ist das Problem“ Kunststoffe: Rohmaterial für die Zukunft?

[Mitteilung der Landtagsverwaltung vom 11.10.2013:] „Mit der Verwendung von Kunststoffen als Rohstoff für die Weiterverarbeitung beschäftigte sich die Enquetekommission II „Die Zukunft der chemischen Industrie in Nordrhein-Westfalen“ (Vorsitz Hans Christian Markert, GRÜNE). Ein Schwerpunkt lag dabei auf so genannten Biokunststoffen. Die Abgeordneten hörten zu ihren Fragen drei Experten aus der Industrie sowie zwei aus der Wissenschaft. Alle betonten die Notwendigkeit einer guten Zusammenarbeit aller Akteure aus Industrie, Wissenschaft und Politik.

Von 1,5 Millionen Tonnen auf 280 Millionen Tonnen habe sich seit 1950 die Kunststoffproduktion in Deutschland erhöht, erläuterte Dr. Rüdiger Baumann (PlasticsEuropa Deutschland). Grundsätzlich werde Kunststoff als Werkstoff für vielfältige Anwendungsgebiete benötigt, da er maßgeschneidert an das jeweilige Anwendungsgebiet angepasst werden könne: zum Beispiel von Verpackungen über das Automobil, die Elektronik bis hin zur Medizin. Biokunststoffe hätten heute noch eine geringe Bedeutung. Aber mit Blick auf das 2005 beschlossene Deponieverbot habe die Industrie Recyclingverfahren entwickelt, die in Deutschland zu einer Verwertungsrate von 99 Prozent geführt habe. „Das Wegwerfen ist das Problem, nicht das Material“, betonte Baunemann. Für die Zukunft sah er eine Steigerung der Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Leichtbauweise von Automobilen und Flugzeugen, im Bereich der regenerativen Energien (Solarindustrie, Windräder) und in der Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Während in Deutschland nur rund 3 bis 5 Prozent der Nahrungsmittel auf dem Weg zum Endverbrauch verderbe, liege dies in Entwicklungsländern bei über 50 Prozent.

Beim direkten Vergleich mit Standardkunststoffen hätten Biokunststoffe aufgrund des vergleichsweise hohen Rohstoffeinsatzes einen Nachteil, befürchtete Dr. Harald Häger (Evonik Industries AG). Sie seien allerdings dann interessant, wenn Prozesse vereinfacht werden könnten bzw. wenn es gelänge, auf diesem Weg neue, bessere Materialien mit neuen Eigenschaften herzustellen. Entscheidend sei auch das Einsatzgebiet: So fielen bei einem Auto mit einem Gewicht von 2 Tonnen 500 Gramm Biokunststoff nicht ins Gewicht; bei einer Plastiktüte sehe dies dagegen schon anders aus. Hinsichtlich der Abbaubarkeit verwies der Experte darauf, dass viele der heutigen Biowerkstoffe nur in industriellen Kompostieranlagen ausreichend schnell zersetzt würden. Außerdem sei das biologische Abbauen von Werkstoffen bedenklich, da Kohlendioxid freigesetzt werde.

Auf die Umweltfreundlichkeit der Produkte ging auch Dr. Jens Hamprecht (BASF AG) ein. So könne ein Kunststofffenster in diesem Sinne durchaus effizienter sein als ein Holzfenster, das regelmäßig lackiert werden müsse. Bei einem Tisch sehe die Sache dagegen schon anders aus. Hamprecht unterschied zwischen biobasierten und bioabbaubaren Kunststoffen. Die Abbaubarkeit sei letztendlich eine Materialeigenschaft. Biobasierte Kunststoffe hätten gegenüber herkömmlichen Kunststoffen zum Beispiel dann Vorteile in der Umweltbilanz, wenn sie dazu beitragen würden, dass mehr Bioabfälle separat gesammelt würden. Das sei heute nur in jedem zweiten Haushalt der Fall. Vor diesem Hintergrund plädierte Hamprecht dafür, die Vorschriften zu Kunststoffen, die über die Biotonne entsorgt werden dürften, auszuweiten. Er stimmte seinen Vorrednern zu, dass über den Einsatz von Kunststoffen grundsätzlich anwendungsbezogen entschieden werden müsse.

Es gebe keine „astreinen“ Bioprodukte, warf Dr. Rainer Dahlmann (Institut für Kunststoffverarbeitung, RWTH Aachen) ein. Denn die bei Kunststoffen notwendige Veränderung der molekularen Struktur sei nicht einfach, daher komme es am Ende häufig zu Mischprodukten. Wichtig für ihn war es, Kunststoffe mit den speziellen, für die jeweilige Anwendung benötigten Eigenschaften herzustellen. „Wir sind also keine Chemiker, wir sind Werkstofftechniker“, so Dahlmann. Im Übrigen sah er bei den im Bereich der Nanotechnologie geforderten Beschichtungen weitere Anwendungsgebiete für die Kunststoffe.

Auf den Einsatz von Fasern konzentrierte sich Dr. Gunnar Seide (Institut für Textiltechnik, RWTH Aachen). Immerhin würden im Flugzeugbau, der Automobilherstellung sowie der Produktion von Windkraftanlagen schon heute Karbonfasern genutzt. Hinsichtlich der Abbaubarkeit von Kunststoffen verwies er auf mögliche höhere Kosten. Zu einer Kaufmotivation möglicher Kunden müsse daher also noch deren Kaufbereitschaft kommen. In der Zukunft könnten Kunststoffe aus seiner Sicht verstärkt in der Medizin (Implantate) sowie im Baubereich eingesetzt werden.“

„Stromspeichern fürs Klima“

[Mitteilung der Landtagsverwaltung vom 14.3.2014:] „Sie sind in Kameras, Taschenlampen, Radios und vielen anderen mobilen Geräten zu finden: Mit Batterien lässt sich Strom speichern und problemlos andernorts nutzen. Dass solche Speichermedien mehr können, wurde spätestens mit der Einführung des Elektroautos deutlich. Ihre Bedeutung für ganze Energiesysteme erörterten nunmehr die Abgeordneten des Landtags in einer Anhörung der Enquetekommission II „Zukunft der chemischen Industrie“ mit Sachverständigen. Dabei ging es dann nicht nur um die Speicherung von Strom, sondern auch von Wärme. Und gleichermaßen um Fragen der technischen, ökologischen wie der wirtschaftlichen Effizienz.

Am Ende ist es ein wirtschaftliches Problem, stellt Dr. Rainer Tamme (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) klar. Beim Einsatz neuer Technologie sei nicht allein die Leistungsfähigkeit und Effizienz entscheiden, sondern auch der Preis. Dies erläuterte er am Beispiel der Ergänzung von Solarzellen oder von Anlagen der Kraftwärmekopplung um sogenannte Langzeitspeicher für Wärme. Ein solches Vorhaben sei zwar für einen Einzelnen nach heutigem Stand gegebenenfalls noch zu teuer. Es stelle sich aber die Frage, ob und inwiefern nicht der Staat in einem solchen Fall die Vermeidung von fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas unterstützen wolle.

Dass Speicher auch im Bereich der Elektrizität eine immer größere Rolle spielen werden, davon waren alle Experten überzeugt. Geeignete Speichermedien könnten dazu beitragen, Stromnetze in Zeiten des Spitzenverbrauchs zu entlasten und mithelfen, eine unterbrechungsfreie Stromversorgung sicherzustellen, so Prof. Dirk Uwe Sauer (RWTH Aachen). Für ihn würden dabei die großen Speicher zukünftig mehr und mehr durch kleinere, dezentrale Speicher abgelöst. Diese kosteten weniger und besäßen zudem eine höhere Flexibilität. Allerdings müsse man darauf achten, dass Gewinnen von Einzelpersonen oder -unternehmen nicht insgesamt ein volkswirtschaftlicher Verlust gegenüberstehe.

Die Energiewende brauche Flexibilität, betonte auch Clemens Triebel (Younicos AG). Das Versorgungssystem müsse so umgestaltet werden, dass es zukünftig flexibler auf die schwankende Leistung von Wind und Sonne reagieren könne. Die Versorgungssicherheit erfordere, dass erneuerbare und konventionelle Energie, Stromnetze und Stromspeicher intelligent zusammenarbeiteten. In diesem Fall sei es dann vielleicht auch möglich, konventionelle Kraftwerke ungefähr in dem Maße abzuschalten wie man die erneuerbare Energie ausbaue, so Triebel.

Die Politik müsse dabei die Frage lösen: Wie kann man mit dem Einsatz dieser neuen Technologien Geld verdienen? Vor dem Hintergrund des EEG-Modells sprach sich Triebel daher gegen subventionierte Lösungen aus. Dem widersprach Sauer und verwies auf die im Einzelfall doch kostenintensive Anlauf- und Erprobungszeit. Eine zielorientierte Technologieförderung sei aus seiner Sicht daher doch notwendig. Eine solche Förderung könne man als Fondsmodell gestalten, schlug Dr. Georg Markowz (Evonik Industries AG) vor. Falls die neue Technologie dann rentabel sei und Geld einbringe, könnten die Investoren die Förderung dann ja zurückzahlen. Notwendig sei in diesem Zusammenhang, den Strommarkt so zu gestalten, dass er eine gesteigerte Flexibilität auch honoriere.

Ebenfalls Dr. Gerhard Hörpel (Universität Münster) schätzte den möglichen Nutzen der Energiespeicher für die Energiewende als sehr hoch ein. Allerdings müsse sich – wie bei der Elektromobilität – der Einsatz auch kostenmäßig rechnen. Er schätzte, dass es hierfür noch rund 10 Jahre dauern könne. Forschung und Entwicklung seien dabei auf sichere Rahmenbedingungen angewiesen, betonte Markowz. Beide unterstrichen, dass der Industriestandort Nordrhein-Westfalen eine gute Plattform für den Einsatz solcher neuer Technologien biete.

Mit Blick auf die hiesige chemische Industrie verwiesen sie auf die Möglichkeit, elektrisch erzeugte Energie in chemische Energie umzuwandeln und in Form verschiedener Gase zu speichern (Power-to-Gas). Auf diese Weise ließe sich auch überschüssiger Storm nutzen. Dieser werde ja heute ans Ausland „verramscht“, bedauerte Sauer. Eine zentrale Aufgabe der Politik war es für ihn daher auch, Rahmenbedingungen zu setzen und Geschäftsmöglichkeiten zu eröffnen.

Die geladenen Experten verwiesen aber auch auf den Vorsprung des asiatischen Raums im Bereich der Lithium-Ionen-Technologie, laut Hörpel das Speichermedium für elektrischen Strom im 21. Jahrhundert. Es sei aber sinnvoll, hier eine eigene Zellproduktion aufzubauen, plädierte er für Investitionen und Fördermaßnahmen in diesem Bereich. Denn Lithium biete ein enormes Entwicklungspotential und verspreche damit gute Innovationsmöglichkeiten. Es müsse ja nicht, wie früher einmal, auch in Erfrischungsgetränken enthalten sein.“

Enquetekommission „Chemie“ gibt 58 Handlungsempfehlungen

[Mitteilung der Landtagsverwaltung vom 27.04.2015:] Die Enquetekommission zur Zukunft der chemischen Industrie in Nordrhein-Westfalen hat ihre Arbeit abgeschlossen. Ergebnis ist ein rund 400 Seiten starker Bericht mit insgesamt 58 Handlungsempfehlungen. Sie beziehen sich u.a. auf die Erforschung nachhaltiger Rohstoffbasen, Werkstoffe und Produktionsverfahren sowie den Einsatz erneuerbarer Energien.

Vorsitzender Hans Christian Markert (GRÜNE) bezeichnete die chemische Industrie mit ihren etwa 100.000 Arbeitsplätzen als einen „entscheidenden Player in NRW“. Die Enquetekommission wolle dazu beitragen, dass der „Standort in 20 Jahren noch mindestens so erfolgreich wie heute ist“. Konkret sei es darum gegangen, Wege zum Erhalt, zur Weiterentwicklung und zum Umbau aufzuzeigen. Dies sei nur im „Konsens aller relevanten Akteure“ möglich. Die chemische Industrie sei zwar zu 70 bis 80 Prozent vom Rohstoff Öl abhängig. Gleichwohl aber habe die Kommission ihren Blick auch auf andere Rohstoffquellen gerichtet.

Ein Ziel sei, die Idee der Kreislaufwirtschaft zu stärken. Beispielsweise stecke im Abfall Potenzial. Bereits heute gebe es zudem Anstrengungen der chemischen Industrie, auch Sonne, Wasser und Luft zu nutzen. „Eine zentrale Rolle werden Synthese-Gase spielen“, sagte Dr. Gerd Hachen (CDU), der stellvertretende Vorsitzende. Diese Gase könnten zum Beispiel aus Braunkohle und Abfallstoffen gewonnen werden.

Die Arbeit in der Kommission habe sich gelohnt, sagte Guido van den Berg (SPD). Es sei gelungen, einen Konsens über die Fraktionsgrenzen hinweg zu formulieren. Die chemische Industrie sei kein Problem, sondern „Teil der Lösung“.

Nach der Metall- und Elektrobranche sei die chemische Industrie die zweitgrößte Branche in Nordrhein-Westfalen, erklärte Matthias Kerkhoff (CDU). Die Ergebnisse der Kommission sollen nun in „praktische Politik umgesetzt werden“.

„Die Möglichmacher saßen am Tisch, nicht die Verweigerer“, sagte Dietmar Brockes (FDP). Es sei wichtig, die Akzeptanz der chemischen Industrie zu erhöhen.

Öl bleibe in den kommenden 15 bis 30 Jahren die Hauptressource der chemischen Industrie, betonte Dr. Birgit Beisheim (GRÜNE). Man müsse aber auch „über Energieverbünde sprechen, die es heute noch nicht gibt“.

Hanns-Jörg Rohwedder (PIRATEN) nannte die Handlungsempfehlungen der Kommission „sachlich, leidenschaftslos und lakonisch“. Die Bedeutung der chemischen Industrie in der High-Tech-Gesellschaft werde wachsen.

Enquetekommissionen dienen dazu, umfangreiche und bedeutsame Sachkomplexe vorzubereiten. Ihnen können neben Abgeordneten auch Sachverständige angehören. Eine Enquetekommission soll ihren Abschlussbericht zwei Jahre nach dem Zeitpunkt ihrer konstituierenden Sitzung vorlegen.

Downloads

30. April 2015: Rede zum Abschlussbericht der EK Chemie im Landtag

30. Januar 2015: Rede „Rolle der Braunkohle nach 2030 im Landtag“

20. Februar 2014: Rede zur Chemiepolitik in NRW im Landtag

Bericht der Enquetekommission zur Zukunft der chemischen Industrie in NRW vom 27. April 2015

Gutachten: „Stoffliche Nutzung der Braunkohle der TU Freiberg 2014“

Auszug „Braunkohle als Chemierohstoff“ aus dem Bericht der Enquetekommission zur Zukunft der chemischen Industrie in NRW vom 27. April 2015