Herr van den Berg, nach einer langen Wahlnacht ist klar, dass Sie über die Reserveliste im Landtag bleiben. Tröstet das über ein wenig die Wahlniederlage hinweg?
Nicht wirklich, die Niederlage ist bitter. In den letzten Jahren habe ich versucht, Konkretes wie Uni-Lehrstuhl-Standort in Niederaußem oder das virtuelle Kraftwerk in Heppendorf für den Strukturwandel in der Region beizusteuern. Jetzt bin ich einziger Oppositions-Abgeordneter aus dem Kreis. Ich habe jetzt die Aufgabe, den anderen auf die Finger zu schauen.
Was hat aus Ihrer Sicht zu dem für die SPD desaströsen Ergebnis im Land geführt?
Wir haben uns erkennbar zu wenig um die Bildungspolitik gekümmert und Fehler von Ministerin Löhrmann einfach laufen lassen. Trotz massiver Polizeieinstellungen mit 40 Planstellen für den Kreis mehr hatten die Menschen aber das Vertrauen in unsere Sicherheitspolitik mit den Ereignissen um die Silvesternacht 2015/2016 verloren gehabt. Da hätten wir handeln müssen. Und ich glaube, dass wir uns im Land zu eng an die Grünen gebunden haben, die bei Industrie- und Energiepolitik oft verschrecken und bei Infrastruktur-Ausbau nicht selten blockieren.
Die SPD hat im Rhein-Erft-Kreis alle Direktmandate verloren und bei den Zweitstimmen 5,1 Prozentpunkte eingebüßt. Woran lag’s?
Landesweit lag der Zweitstimmenverlust bei 7,6 Prozentpunkten. Und Dagmar Andres und ich sind zumindest auf Sichtweite bei den Erstimmen mit den Gewinnern gewesen. Ich glaube, dass es ein strategischer Fehler von Hannelore Kraft war, nur auf sich selber und nicht auch auf Martin Schulz zu setzten. Mich haben im Wahlkampf viele Menschen gefragt, wo ist der Schulz jetzt mit seinem Thema Gerechtigkeit. Wir hören nichts mehr. Und gerade in unserer Region hätte uns mehr Schulz gut getan.
Sie persönlich haben gegenüber der Wahl 2012 ein Minus von 7,7 Prozentpunkten eingefahren. Können Sie das erklären?
Frau Plonsker hat klar besser mobilisieren können als ihr CDU-Vorgänger vor fünf Jahren. Ich gratuliere ihr daher! Bei mir war die Erststimmenvorsprung vor den Zweitstimmen sehr unterschiedlich: In Pulheim lag ich nur 3,46 und in Bergheim nur 4,68 Prozentpunkte vor meinem Parteiergebnis. In Elsdorf hingegen 5,82 und in meiner Heimat Bedburg sogar 10 Prozentpunkte davor. Das wird weiter zu analysieren sein.