Vision von einer neuen Stadt

Guido van den Berg MdL, Rolf-Martin Schmitz (RWE), Hannelore Kraft MdL und Thomas Körber (RWE) im Tagebau Hambach
Guido van den Berg MdL, RWE-Vorstandsvorsitzender Rolf-Martin Schmitz und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft MdL lassen sich von Thomas Körber den Tagebau erklären

Lesen Sie hier den Bericht "Vision von einer neuen Stadt" des Kölner-Stadt-Anzeigers bzw. der Kölnischen Rundschau von Manfred Funken vom 26.11.2016:

Die „modernste Stadt Europas“ möchte die SPD im Braunkohlenrevier in einem rekultivierten Tagebau errichten. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft selbst stellte in dieser Woche die Vision von einer nachhaltigen, ökologisch vorbildlichen Stadt mit globaler Ausstrahlung vor. „NRW 2030“ heißt das von der Landes-SPD vorgelegte Thesenpapier. Geprägt sein soll das Vorhaben von „sozialem Zusammenhalt, ökologischer Nachhaltigkeit und wirtschaftlichem Erfolg“.

„Wohnen am Wasser“

Der Bedburger SPD-Landtagsabgeordnete Guido van den Berg sieht gute Chancen, die Stadt der Zukunft zwischen Bedburg und Grevenbroich in der rekultivierten Fläche des Tagebaus Garzweiler I zu errichten, in unmittelbarer Nähe des Restsees, der nach der Auskohlung im Abschnitt Garzweiler II entstehen soll. „Nichts ist attraktiver als Wohnen am Wasser“, sagt van den Berg. „Jetzt ist der erste Stein ins Wasser geworfen.“ Van den Berg lobt Kraft für den Mut, einen solchen Prozess anzustoßen. Nun folge die Zeit der politischen Diskussion, die Beratung der Fachleute, und dann werde es Ideenwettbewerbe geben.

„Wir rekultivieren so, dass alles möglich ist“, sagt RWE-Power-Pressesprecher Guido Steffen. „Alles wird so hergerichtet und vorbereitet, dass jede Generation über ihre Nutzung der Flächen entscheiden kann.“ Das Unternehmen sei bereit, wie die Beispiele der Entwicklungsgesellschaft Indeland und die Erschließung zahlreicher Wohn- und Gewerbegebiete zeige, sich an solchen Projekten zu beteiligen. „Sollte die Planung einer Stadt sich verdichten, bringen wir uns da ein. Der Bedarf an Wohnflächen ist da“, sagt Steffen.

Den zunehmenden Bedarf an Wohnraum führt auch van den Berg ins Feld. Die Metropole Köln könne den erwarteten Zuwachs von 200 000 Einwohnern allein nicht aufnehmen. Der Rhein-Erft-Kreis erwarte daher 37 000 neue Einwohner. Auch Düsseldorf brauche Ausweichquartiere. So könne anstelle neuer Stadtteile eine komplett neue Stadt mit mehreren Zehntausend Bürgern und herausragender Lebensqualität entstehen.

CDU: Luftschlösser

„Statt sich ernsthaft um den Strukturwandel zu kümmern, bauen Hannelore Kraft und die SPD Luftschlösser“, sagt der Brühler CDU-Landtagsabgeordnete Gregor Golland. „Das erinnert mich doch sehr an den Film »Fitzcarraldo«, in dem ein Opernhaus mitten im Dschungel errichtet werden sollte.“

Besser sei es, so Golland, die Kommunen mit mehr Geld auszustatten und ihnen mit Siedlungs- und Gewerbeflächen Raum für Entwicklung zu geben.

Erst einmal abwarten mit seinem Urteil will der FDP-Landtagsabgeordnete Ralph Bombis aus Erftstadt. „Es geht darum, positive Bedingungen für die Menschen im Revier zu schaffen. Allem, was dem dient, stehe ich aufgeschlossen gegen über.“

Und was sagt der Koalitionspartner in Düsseldorf? Die Dürener Grünen-Landtagsabgeordnete Gudrun Zentis ist skeptisch: „Bevor neue Städte am Reißbrett geplant werden, sollten wir lieber versuchen, gewachsene Heimat zu erhalten. Für mich bedeutet das, Umsiedlungsmaßnahmen und unnötige Rodungen sein zu lassen.“

„Als sehr konkret“ bewerten die Bürgermeister der Städte Bedburg und Grevenbroich, Sascha Solbach und Klaus Krützen (beide SPD), die Idee einer neuen Stadt. „Das rheinische Revier kann Zukunftsstadt!“ Mehrfach schon hätten die hier lebenden Menschen das bewiesen und ihre Siedlungen „aus dem Nichts neu aufgebaut“.

Der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Innovationregion Rheinisches Revier (IRR), Landrat Michael Kreuzberg (Rhein-Erft-Kreis), rät dagegen, die IRR als Planungsinstrument für den Strukturwandel ausreichend zu stärken.

„Die Finanzierung der IRR, die ein Jahrhundertprojekt begleiten soll, steht alle zwei Jahre in den Sternen, weil das Land sich nicht klar bekennt. Stattdessen stellt die Landes-SPD nun Lösungen in Aussicht, die in 30 Jahren Wirkung en tfalten. Das kann ich nicht ernst nehmen.“"