Der SPD-Landtagsabgeordnete Guido van den Berg fordert den Erhalt des kinderärztlichen Notdienstes in Bergheim. Gemeinsam mit dem Bedburger Bürgermeister Sascha Solbach machte er dies nun bei einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Wilhelm Giesen, und dem Vorsitzenden der Kreisstelle Rhein-Erft-Kreis der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Michael Rado, deutlich.
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein hatte zuvor vorgeschla-gen, die kinderärztliche Notversorgung über das Praxis Netz Erft (PNE) in Bergheim aufzugeben und stattdessen den Rhein-Erft-Kreis über die drei Notfallpraxen der Stadt Köln an den Kliniken mit versorgen zu lassen. Die Kassenärztliche Vereinigung hatte dabei im Blick, dass die Fallzahlen in den Kölner Notfallpraxen mit je 25.000 Patienten gegenüber dem PNE in Bergheim mit nur 4.500 Fällen deutlich höher sei. Zur Zeit findet der Notdienst an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen zwischen 09:00 Uhr und 13:00 Uhr sowie zwischen 16:00 Uhr und 20:00 Uhr statt und trifft – nach Meinung der SPD – den Bedarf ganz gut.
„Bei den Fallzahlen werden nicht Äpfel mit Birnen, sondern Äpfel mit U-Booten verglichen“ stellt Guido van den Berg fest, der darauf verweist, dass die Praxen in Köln teilweise einen Service bis 23:00 Uhr anbieten und quasi einen „urbanen Late-Night-Kinderarztbesuch“ vorhalten, was faktisch über 60 Wochenstunden bedeutet. In Bergheim decke man am Wochenende hingegen nur zweimal je vier Stunden als wirklichen Notdienst ab, was etwa 16 Wochenstunden entspricht. Wenn man die Patientenzahl pro Stunde betrachtet, komme Köln auf 8 Patienten pro Stunde und Bergheim schon auf 5 Patienten pro Stunde. „Wir liegen also gar nicht so schlecht. Und wenn das Angebot vielleicht noch um weitere Kinderärzte ergänzt werden kann, könnte es auch noch sinnvoll ausgebaut werden“ so Guido van den Berg. Zu-dem sei auch die Nähe der chirurgischen Ambulanz günstig, so dass auch die Behandlung größerer Verletzungen und Knochenbrüche abgedeckt sei.
Kinderärzte in Bedburg, Bergheim und Kerpen sehen dies genauso und werben derzeit mit Unterschriftenlisten um Unterstützung für eine ortsnahe Notfallversorgung.
„Wir können nicht zulassen, dass der Notdienst für erkrankte Säuglinge und Kinder im Rhein-Erft-Kreis aufgegeben wird“ erklärte der Bedburger Bürgermeister Sascha Solbach. Er verweist gerade auf sozial schwächere Familien, die ohne Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sind und am Wochenende im Notfall eine stundenlange Odyssee nach Köln mit ausgedünntem Busverkehr auf-nehmen müssten. „Gerade die Kinder, die den Blick des Kinderarztes besonders nötig haben, werden mit unzumutbaren langen Reisewegen abgestoßen. Das ist medizinisch und sozial unverantwortlich“ so Sascha Solbach.
Dr. Giesen und Dr. Rado betonten, dass die Kassenärztliche Vereinigung im Rhein-Erft-Kreis die Position der Sozialdemokraten unterstützten. In einer gemeinsamen Vorstandssitzung von Kammer und Vereinigung im Rhein-Erft-Kreis haben diese sich ebenfalls für den Fortbestand des kinderärztlichen Notdienstes in Bergheim ausgesprochen.