

Kinder und Jugendliche vor dem Absturz in die Kriminalität zu bewahren – wie das geht, stellten jetzt der SPD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Guido van den Berg, Martin Bornträger aus dem NRW-Innenministerium und Ralf Zentis, Diplom-Sozialarbeiter aus dem Rhein-Erft-Kreis, auf dem Ideen-Treff der Rhein-Erft SPD den interessierten Gästen vor. Dazu zählten Vertreter aus den örtlichen Jugendämtern, Jugendzentren und Jugendverbänden. Auch die Landtagsabgeordnete für Brühl, Erftstadt, und Wesseling, Dagmar Andres sowie der SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende Hans Krings nahmen an der Veranstaltung im Medio.Rhein.Erft in Bergheim teil.
Im Zentrum des Nachmittages stand das Projekt „Kurve kriegen“, das die Landesregierung Nordrhein-Westfalens im Jahr 2011 zur Bekämpfung der Jugendkriminalität aufgelegt hat. „Der Leitgedanke des Kon-zepts sind frühe Hilfen, statt später Härte. Anstatt Kinder und Jugendliche in die Kriminalität abdriften zu lassen und sie in den Strafvollzug zu schicken, ist dringend zu empfehlen, sie durch präventive Maßnahmen vor dem Einstieg in eine kriminelle Karriere zu bewahren“ skizzierte Martin Bornträger den Grundgedanken des Konzepts.“Weniger Täter bedeuten weniger Straftaten. Und weniger Straftaten bedeuten weniger Opfer“ brachte Bornträger es auf den Punkt.
Zielgruppen des Projektes sind Kinder und Jugendlichen zwischen acht und fünfzehn Jahren, die eine rechtswidrige Gewalttat oder drei schwere Eigentumsdelikte begangen haben und deren Lebensumstände von so vielen Problemen belastet sind, dass ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität droht. Die Eltern und Sorgeberechtigten dieser Kinder werden aufgesucht und erhalten das Angebot sozialpädagogi-scher Beratung. Die pädagogischen Fachkräfte sind vertraglich in die Arbeit der Polizei eingebunden. Sie stehen in ihrer Arbeit in Kontakt zum jeweils zuständigen Jugendamt. Hierzu wurde im Rhein-Erft-Kreis eine Kooperationsvereinbarung zwischen Polizei und allen Jugendäm-tern geschlossen.
Den pädagogischen Fachkräften steht ein „Baukasten“ mit verschiedenen Maßnahmen zur Verfügung um gezielt und individuell an den Ursachen von Jugendkriminalität arbeiten zu können. Etwa durch Anti-Aggressions-Trainings, durch integrative Angebote (z. B. Lernhilfe, Sprach- und Sportkurse) und durch Angebote verschiedener Beratungsstellen (z. B. Sucht- oder Schuldenberatung).
Landesweit haben bis rund 300 Kinder und Jugendliche am Projekt „Kurve kriegen“ teilgenommen. Ihr Durchschnittsalter lag bei zwölf Jahren, teilgenommen haben fast ausschließlich Jungen, nur wenige Mädchen. Im Rhein-Erft-Kreis haben in den letzten zwei Jahren 60 Kinder und Jugendliche am Projekt teilgenommen, von denen nur zwei die Teilnahme abbrachen. Derzeit sind 34 Teilnehmer im Rhein-Erft-Kreis dabei. An den vorgestellten Coolness-Trainings beteiligen sich derzeit 27 Kinder und Jugendliche. Der Rhein-Erft-Kreis ist mit dem Kreis Wesel eine der beiden Modell-Landkreise in NRW, in denen das Projekt durchgeführt wird. Hinzu kommen die sechs Großstädte Aachen, Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Hagen und Köln.
Die präventiven Maßnahmen des Projekts sind vielfältig. So werden zum Beispiel in „Coolness-Trainings“ Kinder und Jugendliche geschult, Auseinandersetzungen nicht in Gewalt eskalieren zu lassen, sondern „cool“ und ruhig zu bleiben und Konflikte in ihrer Schulklasse oder ihrer Sportmannschaft gar nicht erst entstehen zu lassen Durch Fussballtrainings zum Beispiel: „Mit der „Fußball für Toleranz“-Methode werden den Jugendlichen soziale Kompetenzen vermittelt. Sie lernen, Gewalt und Beleidigungen zu vermeiden und lernen den gerechten Umgang untereinander. Teambuilding-Maßnahmen schaffen bei den Teilnehmern Werte wie Respekt, Toleranz und Fairness. Sie helfen bei der Persönlichkeitsentwicklung. Alles ist darauf ausgelegt, dass die jungen Menschen noch die „Kurve kriegen“ – in ein normales Leben“ so Ralf Zentis, der als sozialpädagogische Fachkraft das Projekt „Kurve kriegen“ im Rhein-Erft-Kreis betreut.
„Es ist traurig, dass im Lauf der Jahrzehnte die Schwelle für Kinder und Jugendliche, kriminell zu werden, immer weiter gesunken ist. Ein Einstieg in die Kriminalität ist schon im jungen Alter von acht Jahren möglich. Insofern freue ich mich sehr, dass das Land Nordrhein-Westfalen hier nicht nur wegschaut und später wegsperrt, sondern auf die gefährdeten Kinder und Jugendlichen und deren Eltern zugeht und mit dem Projekt „Kurve kriegen“ seit drei Jahren hilft, die Jugendkriminalität erfolgreich abzubauen“ lobte Guido van den Berg das Projekt.