
Inklusion ist in aller Munde. Damit alle Mitbürger am gesellschaftlichen Leben und Alltag teilhaben können, ist die barrierefreie Gestaltung öffentlicher und privater Einrichtungen unabdingbar. Um Politiker für das Thema zu sensibilisieren, lud Holger Clever, Leiter der AG Inklusion im SPD-Ortsverein Bergheim in Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe SHG "Handicap" Politiker zu einer Schnitzeljagd durch Bergheim ein. Von den Teilnehmern setzten sich unter anderem Guido van den Berg, Dr. Kai Faßbender und Dierk Timm in Rollstühle und erlebten das öffentliche Leben aus ungewohnter Perspektive. Gemeinsam mit Mitgliedern der SHG "Handicap" erkundeten sie verschiedene Teile der Bergheimer Innenstadt, entdeckten zahlreiche Barrieren und berichteten im Anschluss über ihre Erfahrungen: "Im Rollstuhl sieht die Welt anders aus", erklärt Guido van den Berg. "Im Supermarkt kommen sie an viele Sachen nicht dran, im Bus können sie einen großen E-Rolli nicht feststellen, es gibt keine Halterung und es ist sehr wackelig." Dierk Timm probierte Geldautomaten aus: "In das Gebäude der Deutschen Bank kommen Rollstuhlfahrer wegen Stufen im Eingangsbereich nicht rein. In der Kreissparkasse ist der Automatenschalter zu hoch und damit das Geldziehen unmöglich." Auch die Verbraucherzentrale ist nicht frei zugänglich. Eine Stufe verwehrt ebenfalls den Zugang. Kai Faßbender probierte die Mobilität in einem E-Rollstuhl aus und stellte zu schmale Gehwege fest, sodass er mehrfach in den Straßenverkehr ausweichen musste. Barrieren verhindern den Zutritt zu 24 Geschäften in der Bergheimer Fußgängerzone, getestet vom Aachener Tor bis zur Höhe Medio. Auch der Eingang der Volkshochschule lässt zu wünschen übrig. Er ist zwar mit einer Rampe ausgestattet, doch der Neigungswinkel ist zu steil. Hat der Rollstuhlfahrer dieses Hindernis überwunden, erwartet ihn am Ende eine Stufe und zu allem Überfluss öffnet sich die Tür nur nach außen. Resultat: Kochkurse oder ähnliches sind ohne fremde Hilfe nicht möglich. Ebenso zeigt sich die Situation am Bahnhof. Ohne Hilfe kommt ein Rollstuhlfahrer oder gehbehinderter Mensch mit Rollator in Bergheim nicht in oder aus dem Zug. Die Liste könnte endlos weitergeführt werden. Dierk Timm betont: "Barrierefreiheit ist kein Randthema, sondern betrifft uns alle. Schon mit einem Kinderwagen sind wir eingeschränkt." Timm spricht von einem ersten Schritt der Sensibilisierung und fordert eine Systematisierung der barrierefreien Planung. Dank ging an die Sanitätshäuser Kisling, Koczyba und Welb, die den Politikern Rollstühle zur Verfügung stellten.