Alle Fraktionen haben in einer "aktuellen Viertelstunde" des Energieausschusses des Landtags es als unlauter bezeichnet, dass Greenpeace mit Rechenmodellen Feinstaubemissionen mit Todesfällen in Verbindung bringen wollte.
Der Landtagsabgeordnete Guido van den Berg führte im Ausschuss für die SPD-Landtagsfraktion aus:
„In meinem Wahlkreis liegt das Kraftwerk Niederaußen. Wer erschreckt nicht, wenn eine Studie verkündet, dass dieses Werk für 269 Tote im Jahr verantwortlich sein soll? Als zuständiger Wahlkreisabgeordneter fragt man sich: Sind die Menschen hier, ist meine eigene Familie in Gefahr? Welche Messwerte im Kraftwerksumfeld wurden mir vorenthalten? Habe ich Messergebnisse übersehen? Sind Grenzwerte nicht eingehalten worden?
Dann liest man die Studie und muss feststellen, dass gar nichts gemessen wurde. Folglich gibt es auch keine Messwerte. Es wurde gerechnet, hochgerechnet – auf-grund von wissenschaftlichen Annahmen. Konkrete Messergebnisse für die Kraft-werksstandorte sucht man bei Greenpeace bzw. der Uni Stuttgart vergeblich.
Ich zitiere hierzu den Kölner-Stadt Anzeiger vom 04.04.2013:
„Wenn dem Kraftwerk in Bergheim-Niederaußem 269 Todesfälle in einem Jahr zugeschrieben werden, wie es die Greenpeace-Studie tut, ist das Entsetzen Teil der Strategie. Denn der Zusammenhang besteht nur rein rechnerisch, eine direkte Verbindung von Tod und Kraftwerksemissionen ist nicht nachgewiesen. Genauso gut könnte man auch berechnen, wie viele Menschen an den Folgen des Feinstaubausstoßes sterben, weil die Kölner Auto fahren.“
Warum sind reale Messergebnisse, die übrigens mit stündlich aktualisierten Daten von den Messstationen im Rheinischen Revier auf der Homepage des LANUV abgerufen werden können, nicht Teil der Untersuchungen geworden? Es gibt wohl mehrere Gründe:
1) Man hätte einräumen müssen, dass die gesetzlichen Grenzwerte ganz überwiegend eingehalten werden.
2) Man hätte sich mit der beobachtbaren Praxis auseinandersetzten müssen, dass für die Menschen im Rheinischen Revier messbare Beeinträchtigungen durch Staub und Feinstaub im Wesentlichen von den Tagebauen herrührt und gerade nicht von den Kraftwerken.
3) Man hätte einräumen müssen, dass Untersuchungen belegen, dass rund 80 Prozent der Feinstaub-Emissionen vor allem durch den Auto-Verkehr, private Holz-Ofenanlagen und Abgase aus industriellen Prozessen herrühren. Kurzum, wem es wirklich um Feinstaub geht, der beginnt mit seinen Überlegungen gerade nicht bei Kraftwerksanlagen.
4) Man hätte darauf eingehen müssen, dass Feinstaub nicht gleich Feinstaub ist. Man hätte erläutern müssen, dass die gesundheitlichen Gefahren des Verbrennungsprozesses in einem Kraftwerk nicht annähernd die toxischen Gefahren eines Dieselmotors birgt.
5) Man hätte darauf eingehen müssen, dass die alten 150 MW Blöcke bis zu 23,1 Milligram Staub pro Kubikmeter ausgestoßen haben, dass die neue BoA jedoch 1,7 Milligram Staub je Kubikmeter erreichen kann. Man hätte einräumen müssen, dass durch die Wirkungsgradsteigerung von 30% auf 43 % dies alles dazu führt, dass durch unser Kraftwerkserneuerungsprogramm die Gesamtemissionen an Staub auf etwa ein Drittel reduziert werden.
Wir haben Nachsicht, dass Greenpeace sich nicht mit wirklichen Messergebnissen auseinander gesetzt hat. Spektakuläre Proteste gegen Kraftwerkserneuerungen passen dann nämlich nicht mehr mit dem Ziel überein, wirklich Staub und Feinstaub-Emissionen für die Menschen zu senken.
Vermutlich hat das Gründungsmitglied und ehemalige Präsident von Greenpeace International Patrick Moore Recht, wenn er feststellt:
„Greenpeace hat sich von Logik und Wissenschaft verabschiedet. Die Kampag-nenprofis arbeiten mit emotionalen Bildern.“
Und Paul Watson, der die Greenpeace-Mitgliedsnummer 007 hatte, vermutlich auch, wenn erklärt, dass sich die Organisation zu einer der größten „Wohlfühlorganisation“ der Welt entwickelt habe. Wenn er betont, dass Greenpeace längst ein Geschäft sei. Ein Geschäft, das den Menschen ein gutes Gewissen verkaufen will.
Man kann an „Tod aus dem Schlot“ feststellen, dass konstruiertes Skandalisieren nicht reicht, um Probleme richtig zu erfassen – geschweige denn, sie zu lösen.“