

Die SPD im südlichen Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Euskirchen hat sich entschieden: Helga Kühn-Mengel soll zur Bundestagswahl im September 2013 für die SPD kandidieren. Auf der Wahlkreiskonferenz am 15.09.2012. In Erftstadt-Gymnich stimmten 74,4% der Delegierten für die 65 jährige Genossin aus Brühl, die mit Melanie Taprogge (37 Jahre) aus Wesseling eine Mitbewerberin hatte. „Mit Helga Kühn-Mengel tritt eine erfahrene Abgeordnete erneut ür den Bundestagswahlkreis an.“ sagte Guido van den Berg, Vorsitzender der Rhein-Erft SPD und Landtagsabgeordneter, nachdem er Kühn-Mengel zu ihrer Wahl gratuliert hatte. „Jetzt gilt es einen engagierten Bundestagswahlkampf zu führen. Die Ergebnisse der Landtagswahl für Dagmar Andres und Uwe Schmitz haben gezeigt, dass man auch diesen Bundestagswahlkreis direkt für die SPD gewinnen kann." rief van den Berg den Delegierten des Wahlkreises zu. Der Wahlkreis umfasst das Gebiet des Kreises Euskirchen und der Städte Wesseling, Brühl und Erftstadt.
Lesen Sie hier den Bericht: "Klares Votum für Kühn-Mengel" von Joachim Röhrig im Kölner-Stadt-Anzeiger vom 17.09.2012:
"„Ich kann Bundestag!“, rief Melanie Taprogge den im Erftstadt-Gymnicher Sebastianushaus versammelten Genossinnen und Genossen am Samstagnachmittag zu. Beweisen darf’s die 38 Jahre alte selbstbewusste Sozialdemokratin vorerst allerdings nicht. Mit deutlicher Mehrheit gaben die 91 Wahlleute statt des neuen Gesichts aus Wesseling lieber einer Kandidatin den Vorzug, die längst gezeigt hat, dass sie „Bundestag kann“: In Vorbereitung der nächsten Bundestagswahl im Herbst 2013 wurde Helga Kühn-Mengel aus Brühl zur SPD-Direktkandidatin im Wahlkreis 92 gekürt. Zum Wahlgebiet gehören Erftstadt, Brühl und Wesseling im südlichen Rhein-Erft-Kreis sowie der gesamte Kreis Euskirchen.
Die 65 Jahre alte Kühn-Mengel, die schon von 1996 bis 2009 Bundestagsabgeordnete war, bekommt damit die Chance auf ein Comeback in Berlin und auf ein Revanche-Duell mit CDU-Mann Detlef Seif. Der Weilerswister hatte das Rennen um das Direktmandat beim vergangenen Urnengang gegen Kühn-Mengel gewonnen. Weil sie auf der SPD-Reserveliste nicht gut abgesichert war, musste die Brühlerin ihr Hauptstadt-Büro räumen.
„Erst nach langem Zögern“ habe sie sich entschlossen, erneut ins Rennen zu gehen, sagte Kühn-Mengel. Ausschlaggebend seien letztendlich die vielen Ermunterungen aus der SPD und der Bevölkerung gewesen. „Ich hatte immer ein gutes Erststimmen-Ergebnis, ich kenne die Berliner Institutionen, ich kenne die Menschen im Wahlkreis, und die Menschen im Wahlkreis kennen mich. Kurzum: Ich kann sofort anfangen.“
In der Tat hat es Kühn-Mengel, die auf ihren Fachgebieten Gesundheit, Bildung und Soziales als ausgesprochen kompetent gilt, auch nach dem
Ausscheiden aus dem Bundestag keineswegs ruhig angehen lassen. Die Diplom-Psychologin und Mutter von drei erwachsenen Kindern gehört nicht nur dem Rhein-Erft-Kreistag an, sondern ist in führenden Funktionen ehrenamtlich auch in zahlreichen Organisationen aktiv, die sich für die Schwachen in unserer Gesellschaft einsetzen. Dem hatte die in Kerpen geborene Melanie Taprogge, die nach vielen Jahren in Berlin erst kürzlich wieder ins Rheinland gezogen ist, abgesehen von ihrer Tätigkeit als ehemalige Referentin der früheren Gesundheitsministerin Ulla Schmidt nicht allzu viel entgegenzusetzen. Ihr Appell, einer vielleicht nicht so bekannten, aber frischen und ebenfalls kompetenten „Politikerin aus Leidenschaft“ eine Chance zu geben, wollte bei den Delegierten nicht fruchten. Das Ergebnis: 67 Stimmen für Kühn-Mengel, 21 Stimmen für Taprogge (bei einem ungültigen Stimmzettel und zwei Enthaltungen). Derweil strotzten die beiden SPD-Kreisvorsitzenden Guido van den Berg (Rhein-Erft) und Uwe Schmitz (Euskirchen) vor Optimismus.
Die Landtagswahlergebnisse hätten gezeigt, dass die SPD den Wahlkreis 92 durchaus direkt gewinnen könne – erst recht mit einer so starken Kandidatin. Hart attackierte Schmitz den CDU-Mann Seif. Der sei „weder klug noch fleißig“, wisse oft nicht, wovon er rede und kenne die Probleme im Wahlkreis nicht. „Wir haben die große Chance, uns zum 150-jährigen SPD-Bestehen mit einem Direktmandat und einem triumphalen Wahlergebnis selber das das schönste Geschenk zu machen.“"
Lesen Sie hier den Kommentar: "Zäsur in der Verjüngungskur" von Uwe Schindler im Kölner Stadt Anzeiger:
"Nun also doch Helga Kühn-Mengel: Das Votum der Sozialdemokraten für die 65 Jahre alte Brühlerin war eindeutig und zeigt, dass die Partei in diesem Fall eine weitere Verjüngung um jeden Preis nicht wollte. Dann doch lieber Altbewährtes in Person von Kühn-Mengel statt eines jungen, vergleichsweise aber eher unbeschriebenen Blattes, wie es Melanie Taprogge für viele ihrer Genossen offenbar noch ist.
Nach dem Ende der Ära Klaus Lennartz 2001, der 26 Jahre lang die klare und unumstrittene Nummer eins an Rhein und Erft war und neben sich kaum Platz für einen Genossen ließ, fiel die SPD in eine jahrelange Schockstarre. Denn als Lennartz ging, war kein Kronprinz da. Hans Krings half damals den Genossen aus der Patsche, wurde für eine Übergangszeit zum Vorsitzenden gewählt. Und Wesselings Kämmerer Bernhard Hadel spielte ebenfalls Parteisoldat, ließ sich 2004 zur Landratskandidatur drängen.
Aus der Schockstarre konnte sich die SPD erst allmählich lösen und den dringend nötigen Verjüngungsprozess in Gang setzen. Der bis heute amtierende Vorsitzende Guido van den Berg hatte 2003, gerade mal 28-jährig, den Anfang gemacht. Inzwischen vertritt er seine Partei auch im Landtag. Und mit Dagmar Andres (43) aus Erftstadt ist neuerdings eine weitere junge Kollegin Mitglied der SPD-Landtagsfraktion. Auch in Berlin könnte 2013 mit dem gerade erst zum Bundestagskandidaten gekürten Pulheimer Dierk Timm (45) einer aus der jüngeren Riege einen Platz ergattern.
Insofern ist die Wahl Kühn-Mengels allenfalls eine Zäsur bei der Verjüngungskur der SPD. Und Melanie Taprogge kann sich trösten: Ob Kühn-Mengel bei der übernächsten Bundestagswahl 2017 noch einmal antritt, weiß heute niemand. Wie auch immer: 2017 böte sich Taprogge in jedem Fall eine neue Chance: Sie wäre dann gerade mal 42."
Lesen Sie hier den Bericht: "Partei setzt erneut auf Helga Kühn-Mengel" von Eva Junggeburth in der Kölnische Rundschau vom 17.09.2012:
"Aufgeregt sei sie. So eine Delegiertenversammlung sei schon etwas Besonderes. Das verriet Helga Kühn-Mengel (65) am Samstag in Gymnich. Dabei munkelten die Parteigenossen schon im Vorfeld, Kühn-Mengel habe beste Chancen, sich gegen ihre Konkurrentin Melanie Taprogge durchzusetzen.
Im Schützenhaus der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Gymnich versammelten sich am Samstagnachmittag 91 Delegierte, um eine Kandidatin im Wahlkreis 92, (Kreis Euskirchen, Brühl, Erftstadt, Wesseling) für die Bundestagswahl im Herbst 2013 zu nominieren.
Guido van den Berg, Vorsitzender der SPD Rhein-Erft, hieß die Parteifreunde willkommen. Mit dem deutlichen Gewinn der Landtagswahl im Frühling habe die SPD "einen großen Erfolg" feiern können. Der Kreis trage nun wieder einen "roten Anstrich". Das "leuchtende Rot" gelte es nun zu erhalten und die Weichen für einen weiteren Erfolg zu stellen.
Van den Berg versprach: "Es wird spannend. Zwei starke Frauen treten gegeneinander an." Trotz unterschiedlicher Werdegänge gebe es Überschneidungen in den Themenfeldern, besonders in Sachen Gesundheitspolitik.
Kühn-Mengel ergriff als Erste das Wort. Obwohl den Sozialdemokraten seit vielen Jahren bekannt, sollte sie sich vorstellen. Bis 2009 war sie Mitglied im Bundestag, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion, Behinderten- und Patientenbeauftragte der Bundesregierung. Nach Gesprächen mit Wählern, aber auch innerhalb der Partei habe sich sich dazu entschlossen, sich noch einmal um eine Kandidatur zur Bundestagswahl zu bewerben. "Ich kenne den Wahlkreis, die Menschen kennen mich", sah sie ihren Vorteil.
Gegenkandidatin Melanie Taprogge (38) trat 1990 in die Partei ein und war in verschiedenen Funktionen, unter anderem als Juso-Vorsitzende, Wahlhelferin oder Mitarbeiterin im Unterbezirksbüro, aktiv. Nach dem Jurastudium und einer Ausbildung zur Fernsehjournalistin wurde sie persönliche Referentin der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Heute ist sie Gesundheitsmanagerin bei einem Großkonzern. "Mir wurde im Vorfeld Wind aus der Partei entgegengepustet. Ich stehe aber noch immer fest auf dem Boden. Ich falle so leicht nicht um", ahnte Taprogge die Niederlage schon bei ihrer Rede, gab sich aber kämpferisch.
Nach einer geheimen Wahl in drei Wahlkabinen stand das Ergebnis rasch fest. Versammlungsleiter Bernhard Hadel verkündete: 67 Stimmen für Kühn-Mengel. Taprogge erhielt 21 Stimmen.
Mit einer deutlichen Mehrheit von 74,4 Prozent bei zwei Enthaltungen und einer ungültigen Stimme wurde Kühn-Mengel als Bundestagskandidatin des Wahlkreises 92, Euskirchen/Rhein-Erft-Kreis II, aufgestellt."