Gemeinsame Erinnerungen statt Dokumente

Runder Tisch Alt-Kaster mit Guido van den Berg MdL und Willi Kaiser
Runder Tisch Alt-Kaster mit Guido van den Berg MdL und dem ehemaligen CDU-Bürgermeister und Landrat Willi Kaiser

Am 04.09.2012 veranstaltete der Arbeitskreis Alt-Kaster und der Landtagsabgeordnete Guido van den Berg einen Runden Tisch zur geplanten Erweiterung des Industriegebiets Mühlenerft. Lesen Sie hier den Bericht von Achim Graf in der Kölnischen Rundschau vom 06.09.2012:

"Unter welchen Bedingungen vor rund 30 Jahren das Industriegebiet Mühlenerft neben dem Naturschutzgebiet Kasterer See entwickelt werden durfte, war Thema des ersten runden Tisches angesichts aktueller Erweiterungspläne. Resümee des Abends: Der Rat machte seinerzeit offenbar eine Pufferzone für den Industriepark zur Bedingung, worüber bei der Stadt jedoch keinerlei Aufzeichnungen vorliegen. Bindend wäre eine solche Auflage aber wohl ohnehin nicht mehr.

Es war Alt-Bürgermeister Willi Kaiser, der Erhellung in die Sache bringen sollte. Er war neben einem seiner Nachfolger, Willi Harren, einziger offzieller CDU-Vertreter am runden Tisch. Bürgermeister Gunnar Koerdt war mitsamt der Verwaltung dem Treffen ebenso ferngeblieben wie die komplette CDU-Fraktion. Sie empfanden den Zeitpunkt des Treffens als zu früh, da alternative Erweiterungspläne erst noch ausgearbeitet werden.

Der einladende Arbeitskreis Alt-Kaster (AKAK), der sich gegen die aktuellen Pläne wehrt, zeigte sich enttäuscht. Man habe den Eindruck, Abgeordnete verschlössen sich einer Diskussion und „verweigern die Kenntnisnahme der von uns zur Verfügung gestellten Informationen“, sagte Stefan Gundlacher. Er war, obgleich Schriftführer des Arbeitskreises, zum Moderator des Abends bestimmt worden.

Gundlacher war, wie AKAK-Vorsitzende Hilde Holz, umso erfreuter über den Besuch der anderen Ratsfraktionen, eines Vertreters der Bezirksregierung sowie der beiden Altbürgermeister. Während in Willi Harrens Zeit der Industriepark angesiedelt wurde, als er „in mehreren Gesprächsrunden mit Rheinbraun“ dem Konzern 90 Prozent der jetzigen Gewerbefläche abrang, wie er sagte, hatte Willi Kaiser erst für diese Möglichkeit gesorgt.

Dieser, von 1975 bis 1987 im Amt, erinnert sich noch gut an seine damalige Motivation, Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen für die Zeit nach RWE. Jedoch sei auch das Thema Naherholung zunehmend aufgekommen. Josef Vogt, Gründungsvorsitzender des AKAK, habe laut Kaiser damals schon gesagt: „Ein Industriegebiet neben einem Naherholungsgebiet, das geht doch nicht.“

Laut Willi Kaiser habe man sich dennoch darauf geeinigt, den Plänen zuzustimmen, unter der Voraussetzung eines Abstands von 1000 Metern, mindestens aber 500 Metern. „Da decken sich unsere Erinnerungen.“ Dass es dazu keine Sitzungsprotokolle mehr geben soll, darüber wundere er sich jedoch. Josef Vogt bekräftigte allerdings, dass die Verhandlungsergebnisse in einem rechtsgültigen Landschaftplan Niederschlag gefunden hätten. „Wir haben das aber wohl nicht so festgezurrt, dass man das heute nicht mehr rückgängig machen könnte.“

Angesichts „weißer Flecken in der Legende“ wollten nicht nur die Fraktionschefs Heike Steinhäuser (SPD) und Leonhard Köhlen (FWG) von Uwe Ulbrich von der Bezirksregierung eine Einschätzung zu möglichen Alternativgebieten. Diese müssten in jedem Fall an ein bestehendes Industriegebiet andocken, erläuterte Ul

brich. Rücke die Fläche näher an Wohnbebauung heran, „spielt das landesplanerisch erst mal keine Rolle“. Auf anderen Planungsebenen müssten dann allerdings auch Abstandsregeln, Lärm oder Emissionen beachtet werden. Ein Zeitdruck entstehe durch die Bezirksregierung dabei nicht.

Das hörten vor allem die Gegner der Planungen gerne. Und der Bedburger Landtagsabgeordnete Guido van den Berg (SPD) hofft auf Aufklärungshilfe von anderer Stelle: aus Aufzeichnungen über die damaligen Verhandlungen in den Kreis-Ausschüssen. Diese könnten dann einfließen beim zweiten runden Tisch. Der soll stattfinden, wenn auch die Alternativpläne vorliegen."