


Die Landtagswahl am 13.05.2012 war ein guter Tag für die SPD im Rhein-Erft-Kreis. Am Tag nach der Wahl schrieb der SPD-Kreisvorsitzende Guido van den Berg an die Mitglieder seiner Partei: "Den 13. Mai 2012 werden wir noch lange in guter Erinnerung behalten. Wirklich souverän haben Dagmar Andres, Brigitte D’moch-Schweren und ich die drei Wahlkreise im Rhein-Erft-Kreis zurückgewinnen können. Wir haben gespürt, dass Hannelore Kraft inhaltlich und als Person die Menschen überzeugt hat. Die SPD im Kreis hat deutlich über dem Landestrend gewonnen. Die CDU im Kreis hat dagegen deutlich über dem Landestrend verloren. Das kann uns alle miteinander stolz machen, denn die Partei hat bei uns wirklich einen Turbowahlkampf hingelegt. Allen, die von Wesseling bis Bedburg auf der Straße waren, Hausbesuche gemacht haben, Plakate geklebt und an Ständen argumentiert haben, sage ich ein Riesen – Dankeschön. Brigitte, Dagmar und ich wollen uns nun gemeinsam für den Kreis ins Zeug legen. Die Zeit, in der wir keine Abgeordneten stellten, war nicht gut – das hat nicht nur die SPD so gesehen, sondern auch überdeutlich die Wählerinnen und Wähler. Wir übernehmen nun selbstbewusst, aber nicht überheblich, eine landespolitische Verantwortung für den Rhein-Erft-Kreis mit seinen zehn Städten. Gemeinsam wollen wir so das große Vertrauen bestätigen, dass uns an diesem denkwürdigen 13. Mai entgegengebracht wurde. Lasst uns jetzt gemeinsam etwas Gutes daraus machen."
Lesen Sie hier den Artikel: "Jubelstimmung bei Sozialdemokraten" von Manfred Funken in der Kölnischen Rundschau vom 14.05.2012:
Nach 18 Uhr gibt es zunächst keinen spannenden Moment im Kreishaus. Mit der ersten Prognose der Meinungsforscher steht der Sieg von Rot-Grün fest, die ersten Ergebnisse aus den Stimmbezirken der drei Wahlkreise im Rhein-Erft-Kreis bestätigen den Trend: Klarer Sieg für die SPD-Direktkandidaten Guido van den Berg, Brigitte Dmoch-Schweren und Dagmar Andres. Riesenfreude auch bei Grünen, FDP und Piraten. Lange Gesichter dagegen bei CDU und Linken.
Am späten Abend entspinnt sich dann doch ein Krimi um Ralph Bombis (FDP): Gelangt er mit Listenplatz 22 in den Landtag? Der Kandidat schwankt zwischen Hoffen und Bangen und erhält bis in die Nacht hinein keine klare Auskunft. ARD und ZDF allerdings sehen die FDP bei 22 Sitzen und damit wäre Bombis dabei.
Im Wahlkreis 5 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Pulheim) siegt van den Berg mit 43,7 Prozent der Stimmen vor seinem CDU-Kontrahenten Michael Wiecki, der sich mit 29,3 Prozent begnügen muss. Damit liegt Wiecki rund drei Prozent hinter dem Ergebnis der beiden anderen CDU-Kandidaten im Kreis zurück. Das dürfte der Tribut sein, den er für umstrittene Immobiliengeschäfte zu zahlen hatte, zumal sich bei den Zweitstimmen keine signifikante Abweichung vom Landestrend erkennen lässt. Die SPD holte 39,7 Prozent, die CDU 25,6 Prozent, Grüne 10,8, FDP 9,1 und die Piraten 7,9 Prozent. Die Linke holte 2,4 Prozent der Zweitstimmen.
Gegen den Trend kommt trotz Amtsbonus auch Rita Klöpper (CDU) nicht an. 32,2 Prozent der Erststimmen erzielt sie, muss sich aber klar gegen Brigitte Dmoch-Schweren (42,9 Prozent) geschlagen geben. Trostpreis für Klöpper: Das schlechte Gesamtergebnis der Landes-CDU beschert ihr über die Reserveliste den erneuten Eintritt ins Parlament. Im Wahlkreis 6 (Frechen, Hürth, Kerpen ohne Türnich/Balkhausen/Brüggen) holt die CDU 25,3 Prozent der Zweitstimmen, die SPD 39,7. Die Grünen erhalten 10,8 Prozent, die FDP liegt auch hier mit 9,1 Prozent über dem Landesdurchschnitt.
Bombis wahrscheinlich im Landtag
Im Wahlkreis 7 (Brühl, Erftstadt, Wesseling, Kerpener Stadtteile Türnich/Balkhausen/Brüggen) gibt es für den CDU-Kandidaten Gregor Golland auch gegen die bis dato völlig unbekannte SPD-Kandidatin Dagmar Andres nichts zu gewinnen. 32,8 Prozent der Erststimmen erringt Golland im Wahlkreis 7, Andres holt mit 43,5 das Direktmandat. Für den CDU-Politiker gehen die Lichter im Landtag dennoch nicht aus. Die Reserveliste macht’s möglich. Der Zweitstimmenanteil der CDU liegt bei 25,4 Prozent, der der SPD bei 38,6. Die Grünen erzielen mit 10,8 Prozent ein zweistelliges Ergebnis, was die FDP mit 9,1 Prozent knapp verfehlt. Die Piraten stehen bei 7,5, Die Linke bei 2,2 Prozent.
Nachdem der Rhein-Erft-Kreis in Blütezeiten mit acht Abgeordneten im Landtag vertreten war, zuletzt aber nur noch drei Vertreter dort hatte, werden also künftig wohl sechs Abgeordnete den Kreis in Düsseldorf vertreten."
Lesen Sie hier den Bweicht: "Klarer Sieg mit viel Rückenwind" von Norbert Kurth im Kölner-Stadt-Anzeiger vom 14.05.2012:
"Im dritten Anlauf hat es SPD-Kandidat Guido van den Berg endlich geschafft. Er hat den Einzug in den Düsseldorfer Landtag geschafft – und das mit deutlichem Vorsprung vor Rüttgers-Nachfolger Michael Wiecki. Mehr als einen Augenblick genießt der Vorsitzende der Rhein-Erft-SPD den Triumph. In Bedburg holt er gut 48 Prozent der Erststimmen. Und selbst in Pulheim, der Stadt des CDU-Kandidaten und Rüttgers-Nachfolgers Michael Wiecki bringt es der Bedburger SPD-Mann bei den Erststimmen noch auf über 40 Prozent und schlägt den CDU-Kandidaten deutlich. Auf die Frage, wann er erstmals an den direkten Einzug in das Düsseldorfer Parlament geglaubt hat, antwortet er: „Ehrlich gesagt schon nach der ersten Hochrechnung.“ Er spricht von „viel Rückenwind durch den Wahlkampf von Hannelore Kraft“. Sie, glaubt van den Berg, habe mit ihrer Art auch viele CDU-Wähler für die SPD gewonnen. „Der Kreis ist wieder rot“, stellt er fest.“ Auf die Frage, ob ihm die umstrittenen Immobiliengeschäfte des Kontrahenten Wiecki dabei eine Hilfe gewesen seien, sagt van den Berg: „Ich habe mich über die Situation sehr gefreut.“
Wiecki hält den Einfluss auf das Wahlergebnis dagegen für gering. Er weist darauf hin, dass die Ergebnisse im Rhein-Erft-Kreis besser sind als im Landesdurchschnitt, sagt aber zum insgesamt schlechten Abschneiden: „Damit haben wir nicht gerechnet.“ Wiecki, stellvertretender Vorsitzender der Partei im Kreis, sieht seinen Platz weiter in der CDU und will dort mit Engagement weiter arbeiten. Willi Zylajew, Schatzmeister der Kreispartei, will allerdings schon geahnt haben, dass es übel für die CDU ausgehen wird. Die CDU habe „alle Fehler gemacht, die man machen kann“. Röttgen habe sein Potenzial nicht ausgeschöpft.
Während die Grünen neben allen anderen noch bei der SPD zwecks Gratulation vorstellig werden, ist der Pulheimer Grünen-Kandidat Thomas Roth bereits aus dem Kreishaus in den Ortsverband entschwunden. Die Grünen hätten mit zusätzlichen Mandaten zugelegt sagt er. Und: „Mit Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann bleibt das Dream-Team an der Spitze.“ Roth holt in Pulheim nicht nur fast 13 Prozent der Zweitstimmen, sondern auch mehr als zwölf Prozent der Erststimmen. Nicht nur zufrieden, sondern „total glücklich“ ist FDP-Frau Isabelle Batzdorf, die Nachfolgerin von Horst Engel im Wahlkreis. Sieben Prozent der Erst- und zehn Prozent der Zweitstimmen übertreffen ihre Erwartungen.
Torsten Gronke ist vom Pulheimer Rathaus nach Düsseldorf zur großen Party der Piraten geeilt. Von dort meldet er, der Wahlkreis sei der stärkste im Kreis für die Neulinge. Die Piraten hätten von allen Parteien profitiert, besonders von den Linken. Da mag Linken-Kandidatin Hannelore Weiland nicht widersprechen. Nicht über zwei Prozent sind die Linken gekommen. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagt sie. Ganz unverhofft sei die Wahlschlappe aber nicht gekommen. Jetzt müsse man die Fehler suchen."
Lesen Sie hier den Bericht: "Sechs Abgeordnete aus dem Kreis" von Radio Erft vom 14.05.2012:
"Nach der Landtagswahl ist der Rhein-Erft-Kreis zahlenmäßig im neuen NRW-Parlament so stark vertreten wie seit Jahren nicht mehr. Insgesamt haben sechs Abgeordnete den Einzug in den Landtag geschafft.
Drei Abgeordnete kommen von der SPD. Die Sozialdemokraten Guido van den Berg, Brigitte D’moch Schweren und Dagmar Andres holten im Schnitt rund 43 Prozent. Das ist ein Plus von über sechs Punkten.
Für die CDU bleiben nur noch Gregor Golland und Rita Klöpper im Landtag. Sie ziehen über die Landesliste ihrer Partei ein. Dagegen scheiterte der dritte Kandidat Michael Wiecki.
Besonders spannend war es für den FDP-Politiker Ralph Bombis aus Erftstadt. Er erfuhr erst in der Nacht zu Montag, dass sein Platz auf der Landesliste für den Einzug gereicht hat.
Bei den Erststimmen schaffte die CDU nur zwischen 29 und knapp 33 Prozent. Das ist insgesamt ein Minus von gut zehn Punkten. Besonders das Ergebnis im Ex-Wahlkreis von Jürgen Rüttgers drückte den Wert. Der CDU-Kandidat Wiecki fuhr hier ein Minus von fast 17 Prozentpunkten ein.
Der FDP ist der landesweite Coup im Rhein-Erft-Kreis nur zur Hälfte gelungen. Die Liberalen kamen zwar auf knapp 6 Prozent, das ist aber gerade einmal ein Plus von einem Punkt. Ihr Ergebnis bei der Zweitstimme wertet die FDP dagegen als Erfolg. Das sei eine schöne Geschichte, mit fast 10 Prozent sogar noch über den Landesdurchschnitt gekommen zu sein, sagte der FDP-Kreisvorsitzender Ralph Bombis.
Die Linke setzte ihren Abwärtstrend hingegen fort und kam weit abgeschlagen auf knapp zwei Prozent. Die Grünen blieben fast unverändert bei gut 9 Prozent. Die noch junge Piratenpartei im Kreis konnte einen noch besseren Erfolg verbuchen als auf Landesebene. Sie holte aus dem Stand mehr als 8 Prozent."
Lesen Sie hier den Artikel: "Van den Berg mit Spitzenergebnis" von Uwe Schindler im Kölner-Stadt-Anzeiger vom 15.05.2012:
"Insgesamt sechs Landtagsabgeordnete stellt der Rhein-Erft-Kreis in Zukunft in Düsseldorf. Neben den drei direkt gewählten SPD-Kandidaten haben es auch Gregor Golland und Rita Klöpper über die CDU-Landesliste geschafft. Genau wie Ralph Bombis von der FDP.
Am Montagmorgen um 2 Uhr war die letzte Zitterpartie rund um die Landtagswahl im Rhein-Erft-Kreis vorbei. „Als mich da der parlamentarische Geschäftsführer anrief, war ich schließlich sicher, dass ich als Letzter noch über die Kante geklettert bin“, berichtet Ralph Bombis. Tief in der Nacht erreichte den Erftstädter die erlösende Nachricht, dass er nun doch noch über die FDP-Liste einen Platz im Landtag ergattern konnte. Sein Listenplatz 22 zog als Letzter für die FDP. Damit hatte niemand, er selbst am wenigsten, rechnen können (siehe untenstehendes Interview). Und da neben den drei direkt gewählten SPD-Kandidaten es auch der Brühler Gregor Golland und die Frechenerin Rita Klöpper über die CDU-Liste schafften, sind es nun statt bisher drei sechs Landtagsabgeordnete, die den Rhein-Erft-Kreis in Düsseldorf vertreten. Ansonsten gab es bei der Wahl im Kreis einige Abweichungen zum Landesergebnis. Mit 61,6 Prozent (2010: 61,7 Prozent) lag die Wahlbeteiligung im Rhein-Erft-Kreis immerhin um 2,3 Prozentpunkte höher als im Land.
Die SPD schnitt beim Zweitstimmen-Gesamtergebnis im Kreis mit 39,3 Prozent um 0,2 Prozentpunkte besser ab als im Land, während die CDU im Kreis mit 25,4 Prozent noch schlechter aussah als im Land (26,3 Prozent). Die FDP hingegen lag an Rhein und Erft mit 10,7 Prozent immerhin um 2,1 Prozentpunkte über dem Landesergebnis, die Grünen schnitten mit 10,7 Prozent um 0,6 Prozentpunkte schlechter ab als im gesamten Land. Das gilt auch für die Linken, die im Kreis mit 2,1 Prozent um 0,4 Prozentpunkte schlechter dastehen. Die Piraten lagen im Kreis mit 7,8 Prozent exakt im Landesschnitt.
Van den Berg mit Spitzenergebnis
Das beste SPD-Ergebnis bei den Erststimmen fuhr der Bedburger Guido van den Berg im Wahlkreis fünf ein: 43,7 Prozent. Die Erftstädterin Dagmar Andres im Wahlkreis sieben lag mit 43,5 Prozent allerdings ebenso wie die Frechenerin Brigitte Dmoch-Schweren mit 42,9 Prozent nur knapp hinter dem Ergebnis von van den Berg. Er schaffte auch die höchste Prozentzahl sämtlicher Bewerber in einer Stadt, bezeichnenderweise in seiner Heimatstadt Bedburg mit 48 Prozent. Unter den CDU-Kandidaten schnitt der Kreisvorsitzende Gregor Golland noch am wenigsten schlecht bei den Erststimmen ab, er holte 32,8 Prozent. In seiner Heimatstadt lag er mit 33,7 Prozent nur knapp darüber. Spitzenreiter auf geringem Niveau bei den Linken wurde Michael Hünseler (2,5 Prozent). Für die Grünen sammelte Thomas Roth die meisten Erststimmen (9,0 Prozent), für die Piraten Torsten Gronke (ebenfalls 9,0 Prozent) und für die FDP Isabelle Batzdorf (7,0 Prozent).
Die meisten Zweitstimmen holte die SPD in Bedburg (42,9 Prozent), die wenigsten in Pulheim (36,6 Prozent). Nirgendwo knackte die CDU bei den Zweitstimmen die 30-Prozent-Marke, am nächsten kam sie ihr noch in Bedburg mit 28,2 Prozent. In Kerpen (Türnich, Balkhausen, Brüggen) hätten die Christdemokraten beinahe die 20-Prozent-Marke nach unten durchbrochen: 21,3 Prozent bedeuteten das schlechteste Ergebnis im Kreis. Für die Grünen ging es bei den Zweitstimmen in Brühl mit 14,4 Prozent besonders gut aus, die wenigsten Stimmen kamen in Bedburg (6,0 Prozent) zusammen. Die FDP fuhr erneut in ihrer Hochburg Pulheim das beste Ergebnis ein (12,6 Prozent), lediglich 7,9 Prozent waren es in Bedburg.
1,3 Prozent für Linke in Pulheim
Bei den Linken gab es eine Bandbreite von 2,9 Prozent (Kerpen) bis 1,3 Prozent (Pulheim). Die Piraten im Kreis schafften in denKerpener Stadtteilen Türnich, Balkhausen und Brüggen mit 9,9 Prozent ihr Spitzenergebnis, am wenigsten kamen sie in Brühl beim Wähler an (6,6 Prozent)."
Lsen Sie hier den Bericht "SPD lässt der CDU nur Reste" von Manfred Funken in der Kölnischen Rundschauvom 15.05.2012:h
"Man muss bis ins Jahr 2000 zurückgehen, um bei einer Landtagswahl auf einen solchen Erfolg der SPD im Rhein-Erft-Kreis zu stoßen – und auf eine solche Pleite der CDU. Das Debakel der Union ist derart groß, dass man sich schon in die Niederungen einzelner Stimmbezirke begeben muss, um wenigstens hier und da mal ein Nest von CDU-Wählern in der Mehrheit auszumachen.
Nicht einen einzigen Stadtteil Bergheims haben die Christdemokraten insgesamt gewonnen, in Bedburg nur in Kirch-Grottenherten. Brühl, Elsdorf, Hürth, Pulheim: Fehlanzeige. In Erftstadt haucht Gymnich der Union ein wenig Leben ein, in Frechen hält Königsdorf die Fahne hoch. Die Kerpener Stadtteile Blatzheim und Manheim müssen ab sofort als Hochburgen herhalten. Und wenn es in Wesseling den Stadtteil Urfeld nicht gäbe, müsste sich die CDU just hier in den Rhein stürzen. Nicht einmal in ihren Heimatstädten konnten ihre Direktkandidaten entscheidend punkten: Gregor Golland in Brühl nicht, Rita Klöpper in Frechen nicht und Michael Wiecki… Die CDU wird einiges mit der Aufarbeitung dieser Wahl zu tun haben.
Die SPD hingegen feiert einen Triumph wie zuletzt im Jahr 2000, als ebenfalls alle – damals noch vier – Direktmandate im Rhein-Erft-Kreis gewann und im Gesamtergebnis fast 45 Prozent der Stimmen erzielte. Damals lag die CDU dennoch bei mehr als 37 Prozent. Im Jahr 2012 stehen 39,3 Prozent SPD-Zweitstimmen im Kreis 25,4 Prozent CDU-Anteil gegenüber.
Der Schmelzprozess bei den Volksparteien ist auf den wachsenden Erfolg der kleinen Parteien zurückzuführen. Grüne, FDP und Piraten zusammen beanspruchen inzwischen gut 28 Prozent der Stimmen, die schwächelnde Linke und sonstige Parteien noch einmal rund sieben Prozent.
Während die Grünen sich im Vergleich zu früheren Wahlen auf hohem Niveau (10,7 Prozent) als stabil erweisen, feiern FDP (9,8) und Piraten (7,8) unerwartete Erfolge.
„Wenn mir jemand vor vier Wochen ein solches Ergebnis vorhergesagt hätte, hätte ich mich verulkt gefühlt“, sagt FDP-Kreisparteichef Ralph Bombis. Dass er sogar selbst in den Landtag einzieht, hat er am Wahlabend noch bis tief in die Nacht hinein nicht glauben wollen. Erst als die Landeswahlleiterin die Hochrechnungen von ARD und ZDF mit dem vorläufigen amtlichen Endergebnis bestätigte und für die FDP 22 Sitze im neuen Landtag auswies, „habe ich zögernd zur Kenntnis genommen, dass es wider jede Erwartung geklappt haben könnte". Um 1.33 Uhr in der Wahlnacht habe ihn die Nachricht erreicht."
Lesen Sie hier den Bericht: "Landtagswahlkreis I: CDU stürzt auf 29% – Guido van den Berg klarer Sieger" aus dem Pulheimer Anzeiger vom 14.05.2012:
"Drei Versuche hat der Kreisparteichef der SPD gebraucht, um der CDU das begehrte Direktmandat für den Landtag streitig zu machen. Dieses Mal hat es geklappt – mit einem fulminanten Sieg. Van den Berg hat die Verhältnisse mehr als gedreht – mit 43,74 % hatte er weitaus mehr Stimmen als sein Vorgänger Dr. Jürgen Rüttgers (CDU), bei leicht gestiegener Wahlbeteiligung.
Der Familienvater kennt sich auch in Pulheim bestens aus, geht in Karnevalszügen mit und hat auch vor der Wahl – im Gegensatz zu Wiecki – schon auf unsere Fragen geantwortet (S. 6 in der aktuellen Ausgabe des Pulheimer Anzeigers).
Wiecki macht Landestrend verantwortlich für Niederlage
Der gescheiterte Kandidat der CDU, der Immobilienmakler Michael Wiecki macht den sich deutlich abzeichnenden Landestrend dafür verantwortlich, dass er gegen Van den Berg keine Chancen hatte. Dem WDR verriet er in einem Fernseh-Interview, dass sich die Kritik einiger Journalisten und Tageszeitungen nunmehr "in Luft aufgelöst" habe. Anscheinend möchte er nicht die Verantwortung für die Niederlage tragen. Seine Parteikollegen Gregor Golland und Rita Klöpper haben ihm jedenfalls etwas voraus: Einen guten Platz auf der Landesliste. Somit werden auch sie dem neu gewählten Landtag sicher angehören.
Größter Wahlverlust im Wahlkreis I – Wiecki "betrübt"
Bei der Betrachtung der Gewinne und Verluste zeichnet sich deutlich ab, dass Wiecki überproportional schlecht abgeschnitten hat. Beide Parteikollegen, sowohl Gregor Golland, als auch Rita Klöpper haben mit -7,38%, bzw. -7,33% einen deutlich milderen Verlust eingefahren, als Wiecki, welcher sich mit deutlichen -16,62% abfinden muss.Da kann von Verlusten nur auf Grund des Landestrends keine Rede mehr sein.
Van den Berg siegte dank Landestrend und stärkeren Inhalten
Guido van den Berg setzte nicht so sehr auf Kneipenwahlkampf wie sein Gegenkandidat der CDU. Dennoch kommunizierte er über mehrere Kanäle und konsequent seine politischen Ideen und Visionen. Wofür Wiecki eigentlich eintrat – man wusste es nicht wirklich, denn der Wahlkampf war überschüttet mit der Schrottimmobilien-Berichterstattung des Kölner Stadt-Anzeigers. Zuviel Energie ging verloren. Zuviel Vertrauen wurde mitunter auch leichtfertig verspielt.
Wahlkreis I wurde als "äußerst sicher" für CDU eingestuft
Die Stadt Pulheim war lange Zeit ein "schwarzer Wahlkreis". Hier siegte lange Zeit die CDU mit Dr. Jürgen Rüttgers. Als potentieller Nachfolger des ehemaligen Ministerpräsidenten hat Wiecki sich nun keinen Namen gemacht. Auch der Wahlkampf bei Facebook zeigte ein deutlich verzerrtes Bild. Am Ende kam alles ganz anders.
Piratenpartei auch in Pulheim stark gewählt
Gratulieren kann man aber auch der Piratenpartei: 8,97% Erststimmenzuwachs für den Direktkandidaten Torsten Gronke, bei 6,54% der Zweistimmen. konnte auch die Piratenpartei verzeichnen. Ein beachtlicher Erfolg. Der Grüne Kandidat, Thomas Roth legte 0,50% zu. Die FDP konnte sich auch über einen Stimmenzuwachs von 2,92% freuen. Die Linkspartei blieb demnach bei Erst- und Zweistimmen, wie auch im Landestrend deutlich schwächer als zuvor – in Pulheim unter zwei Prozent."
Lesen Sie hier den Bericht: "CDU verliert alle Direktmandate im Rhein-Erft-Kreis" aus der Online-Zeitung vom 14.05.2012:
"Am Ende des Tages gab es doch ziemlich betretene Gesichter bei den Verantwortlichen der CDU Rhein-Erft. Gewann man bei der letzten Landtagswahl noch alle Direktmandate, so musste man bei den gestrigen Wahlen alle Mandate an die SPD abtreten, selbst der als sicher geglaubte Wahlkreis des ehemaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers ging diesmal verloren. Wiecki, Klöpper und Golland verloren ihre Wahlkreise an van den Berg, Andress und D´moch Schweren von der SPD.
Anders als im Landesdurchschnitt lagen bei den direkten Stimmen die SPD Kandidaten im Rhein-Erft –Gebiet mit Zahlen von über 40% vor den Kandidaten der CDU, die allerdings auch mit ihren einzelnen Zahlen teilweise weit über dem Landesschnitt abschnitten.
Was nun zu den erdrutschartigen Ergebnissen geführt haben mag, darüber gab es viele Spekulationen vor Ort, ganz souverän wurde diese Frage von einem alten „Fahrensmann“ der CDU kurz mit den Worten beschrieben: „ In meiner langen Zugehörigkeit als CDU- Mitglied hat es auch das schon einmal gegeben, damit werden wir leben, unsere Lehren ziehen, und es beim nächsten Mal besser machen“. Wir werden uns wieder berappeln, so war überall zu hören.
Große Freude natürlich auf der Gewinner Seite, das Kreishaus in Bergheim wurde von Anhängern der SPD schier überrannt."
Das Frechener Wochenende berichtet im Artikel: "SPD jubelt, CDU stürzt ab – Alle drei Wahlkreise gehen direkt an die SPD" von Gabriele Rupprecht am 16.05.2012 über die Landtagswahl im Rhein-Erft-Kreis:
"In den drei Wahlkreisen 5, 6 und 7 (hier als 1, 2 und 3 bezeichnet) hatten die SPD-Spitzenkandidaten die Nase deutlich vorn. "Der Rhein-Erft-Kreis ist komplett rot", freute sich der SPD-Kreisvorsitzende und kündigte an, dass die Partei hart arbeiten werde, um das Vertrauen der Wähler einzulösen. Doch zunächst stand anderes auf dem Programm: "Feiern ohne Ende!" Dass er und nicht der CDU-Kandidat Michael Wiecki den ehemaligen Rüttgers-Wahlkreis geholt hat, fand van-den-Berg jedenfalls "eine schöne Sache".
In der Tat hat die CDU die bittere Pille zu schlucken, dass sich das schlechte Abschneiden ihrer Partei auf Landesebene durchgängig im Rhein-Erft-Kreis widerspiegelt wie ein roter Faden. Als "schlimme historische Niederlage" wertete der CDU-Kreisvorsitzende und Spitzenkandidat im Wahlkreis 3 Gregor Golland die Ergebnisse.
"Die CDU kommt aus einer bisher komfortablen Situation. Nun wird der Wind rauer. Die CDU muss jetzt zusammenhalten, darf nicht nachkarten. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel", versuchte er seinen Parteifreunden Mut zu machen. Immerhin darf sich Golland ebenso wie Rita Klöpper, die für den Wahlkreis 2 kandidierte, über den Einzug in den Landtag freuen – ihre Listenplätze ziehen. "Das ist auch das einzig Schöne heute Abend", bemerkte der CDU-Bundestagsabgeordnete Willi Zylajew dazu.
Zufriedene Gesichter auch bei der FDP – den Liberalen gelang es in allen drei Wahlkreisen, mit 9 bis 10 Prozent das Landesergebnis von 8,6 Prozent noch zu übertreffen. Die Grünen erzielen in Wahlkreis 1 knapp 10, im Wahlkreis 2 knapp 11 und im Wahlkreis 3 knapp 12 Prozent und präsentieren sich damit auf stabilem Niveau. Mit im Düsseldorfer Landtag sind nun auch die Piraten. Mit im Schnitt knappen 8 Prozent bestätigten sie im Rhein-Erft-Kreis das Landesergebnis. Im Kreishaus suchte man sie am Wahlabend noch vergeblich – dem Vernehmen nach feierten die Newcomer in Düsseldorf. Weitere Verlierer sind bei der Partei der Linken auszumachen. Sie kamen über die 2 Prozent nicht hinaus."