


„Im Rhein-Erft-Kreis darf niemand die Augen vor der Jugendkriminalität verschließen. Vorbeugende Maßnahmen sind hier zwingend notwendig“, stellte der SPD-Kreisvorsitzende und Landtagskandidat Guido van den Berg gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion zum Thema Jugendkriminalität, die jetzt in Els-dorf stattfand fest. Besonderer Gast der Veranstaltung, zu der die Rhein-Erft SPD nach Elsdorf geladen hatte, war Ralf Jäger, der als NRW-Minister für Inneres und Kommunales tätig ist.
In einem Impulsreferat stellte Jäger das Programm „Kurve kriegen“, das Jugendkriminalität in Nordrhein-Westfalen präventiv bekämpfen soll, dem interessierten Publikum vor. Das Programm ist eine Initiative der Polizei in NRW, das besonders gefährdete Kinder und Jugendliche vor einem dauerhaften Abgleiten in die Kriminalität bewahren soll. „Weniger Intensivtäter bedeutet weniger Straftaten, was wiederum weniger Kriminalitätsopfer bedeutet“ erläuterte Ralf Jäger den Effekt des Programms. Es ginge darum, durch kompetente Fachkräfte frühzeitig bei den Kindern und Jugendlichen, bei denen eine Bereitschaft zu kriminel-len Taten erkennbar sei, einzugreifen, so Jäger. Gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften könne mit individuellen Maßnahmen gegengesteuert werden. Wie diese Maßnahmen aussehen und welche Konzepte im Rhein-Erft-Kreis zum Einsatz kommen, erläuterten im weiteren Verlauf der Veranstaltung Susanne Göddenhenrich (Leiterin der Jugend-hilfeeinrichtung Kontrast, Elsdorf), Ralf Zentis (Pädagogischer Koordinator des Projekts „Kurve kriegen“ im Rhein-Erft-Kreis), Senol Arslan (Trainer für Anti-Gewalt- und Deeskalationspro-gramme) und Florian Cremer (Schulsozialarbeiter für Hauptschulen in Erftstadt): Mit der Einbindung von Eltern und der Polizei könne, auch mit Hilfe von Coolness-Trainings, den Jugendlichen gezeigt werden, wo die nicht zu überschreitende Grenze zur Kriminalität liege. SPD-Landtagskandidat
Guido van den Berg freute sich, dass das Programm im Rhein-Erft-Kreis nach einem halben Jahr schon erste Erfolge zeige. „Dieser Trend muss sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Dafür wird sich die SPD engagieren“, versprach van den Berg.
Der Kölner-Stadt-Anzeiger vom 07.05.2012 berichtet im Artikel: "Minister stellt Projekt vor – NRW-Minister Ralf Jäger stellte in Elsdorf ein Pilotprojekt für auffällige Jugendliche vor. "Kurve kriegen" heißt das Projekt, dass vor allem jüngere Kinder wieder auf die "richtige Bahn" bringen soll. Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern ist wichtig" von Joachim Röhrig:
„Auch wenn Sie ihn für den besten Kandidaten im Rhein-Erft-Kreis halten, appelliere ich eindringlich an Sie: Wählen Sie diesen Mann am 13. Mai auf gar keinen Fall!“ Als er diese Worte von NRW-Innenminister Ralf Jäger vernahm, fiel dem SPD-Kreisvorsitzenden und Landtagskandidaten Guido van den Berg dann doch für einen Moment lang die Kinnlade runter.
Aber die verblüffende Aufforderung des Ministers war nur ein Spaß, den Jäger denn auch prompt auflöste. Van den Berg ist derzeit nämlich hauptberuflich noch Mitarbeiter in Jägers Büro. „Und dort ist Guido van den Berg so wichtig für mich, dass ich ihn eigentlich nicht gern an den Landtag abgeben würde“, sagte der sozialdemokratische Innenminister, der sich am Freitag bei seinem Besuch in Heppendorf in Sachen Wahlkampf ansonsten bedeckt hielt. Schließlich war Jäger ins Haus des Jugendhilfeträgers „Kontrast“ gekommen, um ein ernstes Thema zu erörtern: In einer Diskussionsrunde mit Experten zog er eine Zwischenbilanz der Landesinitiative „Kurve kriegen“, die verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche vor dem Abdriften in die Kriminalität bewahren soll.
Die Kurve kriegen sollen Kinder wie Max, der in Wirklichkeit zwar anders heißt, aber tatsächlich im Rhein-Erft-Kreis lebt. Mit seinen gerade zwölf Jahre hat Max schon einiges auf dem Kerbholz: Er hat nicht nur andere Kinder aus seiner Schule mehrfach bedroht, verprügelt, bestohlen und beraubt, sondern sogar seine überforderte Mutter so massiv attackiert, dass die Polizei einschreiten musste.
Um solche Kinder wieder in die richtige Spur zu bringen, hat das Land vor einem halben Jahr im Rhein-Erft-Kreis und sieben anderen Kreisen das Pilotprojekt „Kurve kriegen“ aufgelegt. Gedacht ist es für Acht- bis 15-Jährige, die so schwierig sind, dass die üblichen Hilfsangebote der Jugendämter nicht fruchten. „Wir setzen bewusst schon bei diesen ganz jungen Tätern an, denn je früher man sich dieser Kinder annimmt, umso größer sind die Erfolgsaussichten“,.
Landesweit werden derzeit 153 Kinder und ihre Eltern sozialpädagogisch betreut; an Rhein und Erft kümmert sich das „Kontrast“-Team um den Sozialpädagogen Ralf Zentis in enger Zusammenarbeit mit der Kreispolizei und den Jugendämtern seit dem vergangenen November um 25 Fälle. Kandidaten für „Kurve kriegen“ sind grundsätzlich alle Kinder und Jugendlichen, die mindestens eine Strafanzeige wegen schwerer Gewalt erhalten oder drei schwere Eigentumsdelikte begangen haben.
Stellt sich bei der Einzelfallprüfung heraus, dass diese Täter aus einem besonders problematischen familiären Umfeld kommen und dass sie besonders intensive Hilfen brauchen, kommen sie zu „Kurve kriegen“. Zentrale Bestandteile sind erlebnis- und sportpädagogische Gruppenangebote sowie ein spezielles Antiaggressions- und Coolnesstraining bei Coach Senol Arslan. Er will die Jugendlichen dazu bringen, die Grenzen des Erlaubten zu erkennen, die eigenen Emotionen zu beherrschen und überhaupt erst kommunikationsfähig zu werden. „Oft stecken hinter Gewalt auch Angst und Unsicherheit.“ Er berichtete von einem Jugendlichen, bei dem ein Streit um Zigaretten ausgeartete: „Er sagte mir, er habe eigentlich nur deshalb zugeschlagen, weil er sich einfach nicht getraut habe, den anderen freundlich um eine Zigarette zu bitten.“
Ganz wichtig bei „Kurve kriegen“ ist auch die Elternarbeit. Nach den Erfahrungen von „Kontrast“-Leiterin Susanne Göddenheinrich sind die Betroffenen nach anfänglichem Abwehrreaktionen oft richtig erleichtert, wenn endlich jemand auf sie zukommt und ihnen Beratung anbietet. „An solchen Angeboten speziell für problematische Kinder jüngeren Alters hat es bislang gemangelt; die Eltern wurden zuweilen zu lange allein gelassen. Das Kurve-kriegen-Programm füllt diese Lücke“.
Auch der Erftstädter Schulsozialarbeiter Florian Cremer begrüßt die Initiative. Er appellierte an Lehrer, Schüler und Eltern, bei Gewalt nicht wegzusehen, sondern besonders schlimme Übeltäter tatsächlich auch bei der Polizei auch anzuzeigen. Denn dann erst könnten hilfreiche Programme wie „Kurve kriegen“ überhaupt konkret ansetzen: „Wenn hingegen immer alles unter der Decke gehalten wird, dreht sich die Gewaltspirale weiter und weiter.“