Franz Müntefering unterwegs im Rhein-Erft-Kreis

Franz Müntefering in Wesseling beim CBT-Wohnhaus St. Lucia
Franz Müntefering im Wesselinger CBT-Wohnhaus St. Lucia
Franz Müntefering beim Verein "mittendrin" in Kerpen
Franz Müntefering beim Verein "mittendrin" in Kerpen
Franz Müntefering mit Josef Kings in Götzenkirchen
Franz Müntefering und Josef Kings in Götzenkirchen

Die erste Bürgersprechstunde von Franz Müntefering im Rhein-Erft-Kreis war schnell ausgebucht. Seit Juni hat der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende und Vizekanzler die Betreuung der Region im Bundestag für die Sozialdemokraten übernommen. Nach vier Terminen im Rahmen einer Bürgersprechstunde in Erftstadt besuchte Franz Müntefering Wesseling und Kerpen.

Der Kölner Stadt Anzeiger berichtet am 30.08.2010 im Bericht "Ein Mann für alle Probleme" von Susanne Neumann über den Besuch von Franz Müntefering im Rhein-Erft-Kreis:

"Die Probleme, mit denen sich Franz Müntefering zu beschäftigen hatte, waren vielfältig. Mit den Sorgen älterer Mitbürger wurde Müntefering am Samstag ebenso konfrontiert wie mit islamischen Finanzprodukten oder streunenden Katzen. In Begleitung seines Referenten, dem SPD-Kreisvorsitzenden Guido van den Berg, besuchte der Bundestagsabgeordnete den Rhein-Erft-Kreis – neben seinem Wahlkreis im Sauerland sein Betreuungswahlkreis. Im Fritz-Erler-Haus in Erftstadt-Liblar, wo sich der Sitz der Kreis-SPD und Münteferings Abgeordnetenbüro befindet, sprach er am Samstagvormittag zunächst mit Bürgern über ihre Anliegen an die Bundespolitik.

Wie Van den Berg nach der Sprechstunde informierte, zeigte Müntefering Verständnis für eine Betroffene, die sich über die unübersichtlichen Kriterien bei der Prüfung und Berechnung des im Hartz IV-Gesetz geregelten Kinderzuschlags beschwerte und zog einen adäquaten Ersatz des Kinderzuschlags in Erwägung. Im Falle einer vom Tagebau Geschädigten plädierte Müntefering für die Umkehr der Beweislast: Der zufolge müsste die RWE Power AG beweisen, dass ein Schaden, zum Beispiel an einem Gebäude, nicht in Folge des Braunkohleabbaus entstanden ist. Bisher ist es am Geschädigten, einen Zusammenhang mit dem Tagebau zu belegen. Müntefering nahm sich außerdem der Frage an, inwieweit man streunenden Katzen per Tierschutzgesetz Herr werden könnte, zum Beispiel über eine Kastrationspflicht bei Hauskatzen. Schließlich baten Unternehmer aus Frechen um Hilfe bei der Etablierung islamischer Finanzdienstleistungen am Markt. Im „islamic finance“ sind alle Geschäfte mit den Geboten der Scharia vereinbar, der zufolge etwa keine Zinsen erlaubt sind.

Im Anschluss an die Bürgersprechstunde informierte sich Müntefering im Wesselinger CBT-Wohnhaus St. Lucia und bei einem Besuch des Vereins „mittendrin“ in Kerpen-Horrem über altengerechtes Wohnen und Möglichkeiten der Integration älterer Mitbürger. Die Gesellschaft lerne erst, mit der veränderten Altersstruktur umzugehen, so Müntefering, der in Berlin die Arbeitsgruppe „Demographischer Wandel“ leitet. Seine Überzeugung, dass ältere Mitbürger soviel selber machen sollten, wie sie könnten, deckt sich mit der Philosophie des Vereins „mittendrin“. Mit ehrenamtlichen Helfern betreut der Verein die Mieter von 67 Wohnungen in einem Wohnhaus in Kerpen-Horrem, hilft nach Bedarf, organisiert Ausflüge und Feste mit der Nachbarschaft und unterhält ein Café als Stadtteiltreff."

Die Kölnische Rundschau berichtet am 30.08.2010 im Artikel "Besuch aus Berlin" von Eva Junggeburth:

"Franz Müntefering hat sich einen Satz auf die Fahne geschrieben: „Mischen Sie sich ein!“ Seit Anfang Juli fungiert er frei nach diesem Motto als Betreuungsabgeordneter des Deutschen Bundestages im Rhein-Erft-Kreis.

Ansprechpartnerin im Abgeordnetenbüro von Franz Müntefering (70) im Fritz-Erler-Haus in Erftstadt ist allerdings Ute Meiers. Müntefering ist im Sauerland aufgewachsen, lebt heute in Herne und hält sich häufig in der Hauptstadt auf.
Am Samstag aber stattete der ehemalige Vizekanzler, Minister für Arbeit und Soziales sowie Vorsitzender von SPD und SPD-Bundestagsfraktion seinem Betreuungswahlkreis persönlich einen Besuch ab. „Man muss wissen, was vor Ort passiert“, sagte er beim Besuch des Vereins „Mittendrin“ in Horrem. Zuvor hatte er bereits eine Bürgersprechstunde im Fritz-Erler-Haus abgehalten und das CBT-Haus St. Lucia in Wesseling besucht.

Auf den gemeinnützigen Verein für Senioren „Mittendrin“ hatte Guido van den Berg, SPD-Vorsitzender im Rhein-Erft-Kreis, Müntefering aufmerksam gemacht. Van den Berg arbeitet als persönlicher Referent Münteferings in Berlin. Mehr als eine Stunde lang nahm sich Müntefering Zeit, ließ sich vom Geschäftsführer Ulrich Clever und dem Ersten Vorsitzenden Günther Hauser das Konzept erläutern und sprach mit Bewohnern. Bei dem Besuch des gemeinnützigen Vereins für Senioren „Mittendrin“ plauschte Franz Müntefering auch mit der demenzkranken Bewohnerin Irene Rohde (88). Seit vier Jahren bietet der Verein alten, behinderten und demenzkranken Menschen mit der Betreuung in zwei Wohngemeinschaften und täglichem Therapieangebot eine Alternative zum Heimaufenthalt. 67 Menschen werden betreut, sei es bei Einkäufen, Ausflügen oder Behördengängen.

Auch für Sorgen hatte Müntefering ein offenes Ohr. „Wir suchen dringend ehrenamtliche Mitarbeiter. Wir benötigen noch etwa zwölf Helfer, die vom Fach sind“, klagte Clever. Auch fehle ein zweites Pflegebadezimmer, oder ein Büro mit Schlafplatz. „Dem Bund und den Ländern muss klar werden, was die Kommunen zu leisten haben“, fand Müntefering, „ein Teil des Geldes muss auf die Kommunen umverteilt werden.“ Mit der demenzkranken Bewohnerin Irene Rohde (88) plauschte er eine Zeit. „Ich lebe lieber für mich alleine“, erzählte sie ihm.

Bevor Müntefering den Tag beim Besuch des Sommerfestes des SPD-Ortsvereins Neubottenbroich enden ließ, zog er ein Fazit: „Der Kreis ist als Metropolregion von Köln geprägt. Hier kann man zuversichtlich nach vorne blicken. Mancherorts sieht es trister aus als im Rhein-Erft-Kreis.“

Zum Schluss äußerte der Politiker sich zu einer menschlich bewegenden Nachricht. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, der am Dienstag seiner Frau Elke Büdenbender eine Niere gespendet hat, habe er geschrieben, dass er ihm „die Daumen drückt“ für einen guten Verlauf."