„Feuerrot und einsatzbereit: Guido van den Berg“

Feuerrot und einsatzbereit: Guido van den Berg
Feuerrot und einsatzbereit: Guido van den Berg ist derzeit mit seinem alten Feuerwehrauto auf Wahlkampftour.

Der Kölner-Stadt-Anzeiger stellt am 28.04.2010 in Kandidaten-Portraits die Bewerber für den nördlichen Rhein-Erft-Kreis vor. Im Artikel "Guter Platz, aber kein sicherer" von Norbert Kurth wird Guido van den Berg dargestellt:

"Der Vorsitzende der Sozialdemokraten im Rhein-Erft-Kreis, Guido van den Berg kandidiert erneut. Er ist 1992, mit 16 Jahren, in die Partei eingetreten und 2003 deren Kreisvorsitzender geworden.

„Gestatten, van den Berg, Guido van den Berg.“ Die Anspielung auf den Agenten seiner Majestät vor fünf Jahren war beabsichtigt. Aber die Sache ging gründlich daneben. Die SPD verlor 2005 in einer historischen Dimension. Diesmal soll es anders werden. Und van den Berg, inzwischen 35 Jahre alt und immer noch Chef der Rhein-Erft SPD, tritt erneut gegen Rüttgers an. Aber unter anderen Vorzeichen. Erstens: Die Chancen der SPD scheinen zu steigen. Und zweitens: Er hat einen Platz auf der Reserveliste, könnte also auch bei einer Niederlage in den Landtag kommen. Platz 14, so der persönliche Referent von Franz Müntefering, „ist ein guter Platz, aber kein sicherer“. Jetzt kommt es ganz darauf an, wie die SPD abschneidet. „Abwarten“, sagt van den Berg. Er ist 1992, mit 16 Jahren, in die Partei eingetreten und 2003 deren Kreisvorsitzender geworden. Seither hat er viele Höhen und Tiefen in und mit der Partei erlebt. Vor der Kommunalwahl 2009 präsentierte er Hans Krings als Landratskandidat und stieß damit nicht nur den damaligen Fraktionschef Hardy Fuß vor den Kopf, sondern viele Parteifreunde. Aber der Sozialwissenschaftler übersteht die Krise und steht heute mit der einstigen Rivalin um den Parteivorsitz, Brigitte D’moch-Schweren, Seit‘ an Seit‘ im Wahlkampf."

Interview im Kölner Stadt Anzeiger: "Fünf Fragen an Guido van den Berg" vom 28.04.2010 von Norbert Kurth:

Was ist ihr politisches Ziel?

VAN DEN BERG: Das wichtigste ist, Schwarz-Gelb zu stoppen, damit Arbeitnehmerrechte nicht weiter demontiert werden. Etwa, damit das Feld der befristeten Beschäftigungsverhältnisse nicht weiter ausgebaut wird. Aber auch, um die Kopfpauschale zu stoppen, denn da versucht Schwarz-Gelb wirklich unser Sozialsystem aus den Angeln zu heben und die gesetzlichen Systeme zu zerschlagen. Das Ergebnis wäre eine Drei-Klassen-Medizin. Das will ich verhindern. Und die Chance ist groß, wenn Schwarz-Gelb abgelöst wird. Denn das Gesetz muss durch den Bundesrat.

Viele Kommunen sind so gut wie pleite. Wie können Sie Abhilfe schaffen?

Um den Kommunen zu helfen, müssen zu allererst die Steuergeschenke an Leute gestoppt werden, die das nicht nötig haben. Etwa reiche Erben und Hoteliers. Dieses Geld fehlt am Ende den Kommunen. Die FDP will auf weitere 16 Milliarden an Steuereinnahmen verzichten. Auch das sollte nach dem 9. Mai im Bundesrat durch Nordrhein-Westfalen verhindert werden. Weiterhin will ich die Einhaltung des Konnexitätsprinzips durchsetzen, das heißt, wer eine Leistung bestellt und die Kommunen dazu verpflichtet, der muss es auch bezahlen.

Wie sieht zukünftig die Energieversorgung aus?

Die Alternativen sind langfristig ohne Alternative. Wir haben gerade auf diesem Gebiet viel Know-how. Der Weg zu den neuen Energien ist aber eine Übergangsphase, in der fossile Energieträger nach wie vor eine Aufgabe haben. Es wäre gut, moderne Kohlekraftwerke mit CO-Abscheidung zu entwickeln. Herr Rüttgers hat sich jedoch zuletzt gegen die CO-Speicherung ausgesprochen. Stattdessen werden alte Kernkraftwerke am Netz gehalten. Das verhindert das Abschalten alter Kohlekraftwerke sowie den Bau und den Export neuer, effizienter Anlagen.

Muss sich die Schullandschaft verändern?

Ich glaube, die Schullandschaft wird sich zwingend verändern. Wir können es uns nicht mehr leisten, zehn Prozent der Schüler zu verlieren, das heißt ohne Abschluss aus dem Schulsystem entlassen. Damit das besser wird, ist längeres gemeinsames Lernen notwendig. Dabei steht der der Wille der Eltern im Vordergrund. Eine Umfrage unter Eltern in Pulheim hat ergeben, dass niemand mehr seine Kinder zu Hauptschule schicken will. Die Regelschule muss aber auch viel mehr Schüler mit Behinderung unterrichten, Deutschland hat da großen Nachholbedarf.

Wie sieht für Sie eine gerechte Gesellschaft aus?

Was mich aufregt ist, wenn jemand das 500fache von den Bezügen einer Krankenschwester erhält. So gut ist niemand. Das muss man ändern. Ebenso darf es keine sittenwidrige Niedriglöhne geben, für die man zwar in Vollzeit arbeiten muss, aber von denen man nicht leben kann und hinterher noch staatliche Transferleistungen beantragen muss. Der von er SPD geforderte Mindestlohn von 8,50 Euro ist daher ein Gebot der Stunde. Wenn wir das schon einmal schaffen, dann haben wir zwar noch keine gerechte, aber eine gerechtere Gesellschaft.