


Bei der Mitgliederbefragung der Rhein-Erft SPD zur Benennung eines Landratskandidaten gab es mit 30% eine unerwartet hohe Wahlbeteiligung. Das Ergebnis war eindeutig. Hans Krings erreichte 56,3%.
Hier die Wahlbeteiligungen in den Kommunen:
Bedburg 43%
Bergheim 25%
Brühl 23%
Elsdorf 39%
Erftstadt 24%
Frechen 21%
Hürth 37%
Kerpen 42%
Pulheim 23%
Wesseling 32%
Es wurden 982 Stimmen abgegeben. Vier Stimmen waren ungültig. Es gab 19 Enthaltungen. Auf die Bewerber entfielen folgende Ergebnisse:
Hans Krings: 551 Stimmen (56,3%)
Carol Fuchs: 268 Stimmen (27,4%)
Karl-Ernst Forisch: 140 Stimmen (14,3%)
Per Videobotschaft bedankt sich Hans Krings. Er wurde bei einer Mitgliederbefragung am 18.01.2008 mit absoluter Mehrheit von dem Mitgliedern der Kreispartei nominiert, um ab 2009 neuer Landrat des Rhein-Erft-Kreies zu werden.
Der Kölner-Stadt-Anzeiger veröffentlicht hierzu am 21.01.2008 unter der Überschrift: „Wir gehen mit Hans Krings ins Rennen“ einen Artikel von Norbert Kurth und Ralph Jansen:
"Die Horremer Sozialdemokraten hält am Freitag nichts hinter dem Ofen. „Wir haben noch Mal eine Aktion gestartet“, sagt Wilfried Adach. Ein Flugblatt mit einer Wahlempfehlung für Hans Krings soll am Wahltag noch mal einen Schub bringen. Und der Coup, dafür spricht jedenfalls einiges, gelingt. 66 Prozent der Horremer Sozialdemokraten, das sind 78 von 118, geben ihre Stimme ab. Dass sie mehrheitlich für „ihren“ Kandidaten, nämlich für Hans Krings gestimmt haben, darf angenommen werden. Am Ende des langen Wahlabends, in dem die SPD erstmals per Mitgliederentscheid im gesamten Kreis einen Landtagskandidaten gewählt hat, steht der Horremer Krings als Sieger fest.
Und das Ergebnis kann sich nach der gemeinsamen Auszählung aller 20 Wahllokale sehen lassen. Krings bekommt kreisweit 551 der 982 abgegebenen Stimmen und bringt es damit auf über 56 Prozent.
Versiegelte Urnen
„Mehr als doppelt so viel wie der Zweite“, stellt er später erlöst fest, nachdem er zuvor sichtlich angespannt die Auszählung im Keller des Fritz-Erler-Haus in Liblar verfolgt hat. Der Zweite, das ist der Hürther Carol Fuchs, dem es zwar in kurzer Zeit gelingt, sich bekannt zu machen, der aber über einen Achtungserfolg mit 268 Stimmen nicht hinaus kommt. Karl-Ernst Forisch, wie Fuchs Diplom-Verwaltungswirt, nimmt seine deutliche Niederlage mit nur 140 Stimmen mit Humor.
Der Wahlmarathon, von langer Hand vorbereitet, klappt an diesem Abend wie am Schnürchen. In der Zeit von 17 bis 21 Uhr haben die Mitglieder der SPD im gesamten Rhein-Erft-Kreis die Möglichkeit, zwischen Krings, Fuchs und Forisch zu wählen. Der Sieger soll 2009 Landrat werden. Und die Mitglieder nutzen die Möglichkeit. Gut 30 Prozent der etwas über 3000 Parteimitglieder geben ihre Stimme ab. Allein in Bergheim gibt es sechs Wahllokale, in Kerpen fünf und in Bedburg zwei. In den übrigen Gemeinden ist jeweils ein Wahllokal bis 21 Uhr offen. Nacheinander treffen die versiegelten Urnen dann im Fritz-Erler-Haus ein. Zunächst überprüft eine Crew um Schatzmeister Bernhard Hadel nur, ob die registrierte Anzahl der Wähler mit der Zahl der Stimmzettel übereinstimmt. Welcher Kandidat wie viele Stimmen hat, wird erst später ermittelt, wenn alle Urnen kontrolliert sind. Dann nämlich kommen alle Stimmzettel auf einen Haufen.
Die Stimmung in der Parteizentrale ist seltsam gelöst. Kaum jemand könnte vermuten, dass sich Parteichef van den Berg und die Frechenerin Brigitte D’moch als Anführer zweier Lager im heftigsten Clinch befanden und um die Benennung jenes Kandidat stritten, der die SPD nun in den Wahlkampf führen wird: Hans Krings. Nachdem der Unterbezirksvorstand Anfang September mit knapper Mehrheit beschlossen hatte, auf dem Parteitag am 20. Oktober einen Landratskandidaten zu benennen, präsentiert Guido van den Berg am nächsten Tag seinen Vorschlag: Hans Krings.
Die Entrüstung in einigen Ortsvereinen ist groß, steigert sich aber noch, als van den Berg dies damit begründet, eine Kandidatur von Hardy Fuß verhindern zu wollen. Fuß aber erklärt, er wolle gar nicht kandidieren und verbietet van den Berg per einstweiliger Anordnung, derartiges zu behaupten. Dass der Streit vor Gericht ausgetragen wird, verhindern Bernhard Hadel und Klaus Lennartz. Sie vermitteln und beenden den Streit formal.
Hinter den Kulissen
Während die Vorsitzenden der Ortsverbände nach einem Weg suchen, einen Landratskandidaten aufzustellen, geht der Zank hinter den Kulissen weiter. Es geht dabei weniger um Hans Krings, dem allenfalls sein Alter, er ist 65, als Nachteil ausgelegt wird, nicht aber seine Qualitäten. Auf dem Parteitag am 20. Oktober zeigt sich die SPD gespalten. Und Brigitte D’moch fordert van den Berg bei der Wahl des Vorsitzenden heraus. Sie unterliegt knapp mit 72 Stimmen und von den Berg bleibt mit 88 Stimmen und einem blauen Auge Parteichef. Das alles ist am Freitag gegen Mitternacht vergessen. Günter Reiners, der mit D’moch gegen van den Berg verbündet war, gratuliert und gibt, nach dem er den von ihm favorisierten Carol Fuchs gelobt hat, die Parole aus: „Jetzt gehen wir mit Hans Krings ins Rennen.“ Der bedankt sich artig bei allen und erklärt, nachdem er das Ergebnis seiner Frau mitgeteilt hat: „Diesem Vertrauen muss ich gerecht werden.“
Die CDU im Kreis reagiert prompt. Vize-Kreisvorsitzende Hildegard Diekhans aus Kerpen-Sindorf sagte: „Wer es nötig hat, einen Rentner wieder hinterm Ofen hervorzuholen, ist offensichtlich am Ende seiner politischen Weisheit.“ Michael Arntz, Geschäftsführer der CDU Rhein-Erft erklärte: „Die Wahl war ausschließlich eine Showveranstaltung ohne rechtliche Bindung.“ Die SPD sei eine Kaderpartei, in der die Entscheidung bei einem Parteitag „fernab der Basis“ fallen werde, so Arntz: „Dann kann auch Hardy Fuß antreten.“"
Ferner veröffentlicht der Kölner-Stadt Anzeiger am 21.01.2008 unter der Überschrift: Ein Sieg für van den Berg" einen Kommentar:
"Der Sieger heißt Hans Krings. Klarer geht es kaum. Er hat seine Herausforderer mit deutlichem Abstand hinter sich gelassen und damit der SPD im Rhein-Erft-Kreis zu einem Neustart verholfen. Denn jetzt steht nicht nur der Landratskandidat am Start, sondern auch die SPD-Mitglieder. Von denen haben nämlich scheinbar viele erkannt, dass es an der Zeit war, für klare Verhältnisse zu sorgen. Und wenn bei der SPD, so die einhellige Meinung, 30 Prozent der Mitglieder eine Versammlung oder eine Wahl besuchen, dann ist das mehr als beachtlich.
In der Partei wird nämlich so gerechnet: Wenn zehn Prozent der Mitglieder erscheinen, dann ist das normal. Wenn 20 Prozent kommen, dann ist das schon ziemlich gut. „30 Prozent wäre eine Sensation“, hat eine namhafter Genosse noch am Freitag erklärt. Bitteschön.
Es gibt aber, das ist ebenso deutlich und unstreitig, einen zweiten Sieger. Und der heißt Guido van den Berg. Der hat nämlich punktgenau sein Ziel erreicht. Aber nicht nur das.
Nach dem emotionalen Parteitag vom 20. Oktober weiß der SPD-Chef jetzt wieder besser, wo er dran ist. Seine Position ist gefestigt, denn Krings ist sein Kandidat und das wussten die fast 1000 SPD-Mitglieder, die am Freitag noch schnell vor der Karnevalssitzung ihre Stimme abgegeben haben.
Guido van den Berg muss daraus die richtigen Schlüsse ziehen, auf dem Teppich bleiben, die Kontrahenten von einst mit einbeziehen. Dann steigen die Chancen der SPD und ihres Kandidaten. Nur um eines kommt die Partei nicht herum. Sie muss Personal aufbauen. Denn ob es nun gefällt oder nicht. Der Kandidat wird im Oktober 66 Jahre alt und im Jahr darauf – im Wahljahr – 67. Im Fall Krings ist das vielleicht tatsächlich kein Problem. Prinzipiell aber schon."
Die Kölnische Rndschau berichtet am 21.10.2008 in ihrem Artikel: "Klare Mehrheit für Hans Krings, Hohe Wahlbeteiligung beim SPD-Mitgliederentscheid um Landratskandidatur" von Manfred Funken:
"Das Ergebnis ist eindeutig. Mit absoluter Mehrheit und mit deutlichem Abstand zu seinen Gegenkandidaten haben die SPD-Mitglieder im Rhein-Erft-Kreis Hans Krings zum Landratskandidaten für die Kommunalwahl 2009 erkoren. Die Wahlbeteiligung lag bei 30 Prozent. "Das ist deutlich mehr, als wir bei jeder Mitgliederversammlung erreichen", freute sich Parteivorsitzender Guido van den Berg, als um 22.28 Uhr die letzten Wahlurnen in der Parteizentrale in Erftstadt eintrafen. Die Bergheimer hatten etwas länger gebraucht, hatten sie doch sechs Wahllokale zu betreuen und den Ehrgeiz, die Urnen zu sammeln und mit einem Fahrzeug zu transportieren.
Die Zahl der abgegebenen Stimmen war rasch ermittelt: 982 der 3222 stimmberechtigten SPD-Mitglieder im Rhein-Erft-Kreis fanden den Weg in die Wahllokale. Kuriosester Ort war das Wohnzimmer von Wolfgang Rosenthal. "Da haben Hund und Katze die Wahlurne bewacht", wusste van den Berg nach einem Besuch in Bergheim-Fliesteden zu berichten.
Die höchste Wahlbeteiligung erzielten die Bedburger (43 Prozent) und Kerpener Sozialdemokraten (42 Prozent). Am wenigsten interessiert war der Ortsverein Frechen (21 Prozent), ursprünglich die Keimzelle des Widerstands gegen eine Nominierung von Hans Krings.
Applaus für Krings gab’s erstmals gegen 23 Uhr. Da waren die Stimmen zwar noch nicht exakt ausgezählt, aber es war klar, dass der ehemalige NRW-Staatssekretär mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigte. Dann, nach erfolgreicher Suche nach zwei verlorenen Stimmen, das Endergebnis: 551 Mitglieder hatten sich für Krings entschieden, Carol Fuchs erhielt 268 Stimmen, Karl Ernst Forisch 140. Hinzu kamen 19 Enthaltungen und vier ungültige Wahlzettel.
"Das ist eine klare absolute Mehrheit", freute sich Krings über das eindeutige Votum. Forisch und Fuchs gratulierten umgehend und versprachen als faire Verlierer volle Unterstützung im Wahlkampf – sofern gewünscht. Das Votum der Mitglieder muss bei einer Wahlversammlung frühestens 15 Monate vor der Kommunalwahl noch bestätigt werden.
Bereits am Samstag kommentierte CDU-Kreisgeschäftsführer Michael Arntz die Entscheidung: "Wer es nötig hat, einen Rentner hinter dem Ofen hervorzuholen, ist offensichtlich am Ende seiner politischen Weisheit." – Krings ist 65 Jahre alt, Landrat Werner Stump, der voraussichtlich erneut für die CDU antreten wird, zählt 64 Lenze."
Die Kölnische Rundschau hält im Kommentar: "Rückenwind" von Bernd Rupprecht zur SPD-Kandidatenkür fest:
"Das Votum der SPD-Mitglieder ist eindeutig: Hans Krings geht mit viel Rückenwind in die Auseinandersetzung um das Landratsamt im Herbst 2009. Dass 30 Prozent der SPD-Mitglieder den Weg in die Wahllokale gefunden haben, ist ein gutes Ergebnis. An der Legitimation des 65-jährigen Kandidaten gibt es keinen Zweifel. Und die erreichten 56 Prozent Zustimmung für Krings bei drei Kandidaten können sich ebenfalls sehen lassen. Carol Fuchs hat mit 27 Prozent ein beachtenswertes Ergebnis erzielt. Mehr aber auch nicht. Für ein besseres Ergebnis hätte er mehr Unterstützung aus den Ortsvereinen benötigt. Karl Ernst Forisch hat sich als "Alleinkandidat" gut aus der Affäre gezogen. 14 Prozent sind mehr als man erwarten durfte.
Ob aber mit der Kandidatenkür nun die Grabenkämpfe in der SPD beendet sind, das ist noch längst nicht ausgemachte Sache. Parteivorsitzender Guido van den Berg kann sich zwar bestätigt fühlen. Sein Kandidat Hans Krings wird von der Mehrheit der Parteimitglieder getragen. Eine Garantie für eine geschlossene SPD ist das aber nicht. Denn der Grundkonflikt zwischen Fraktionschef Hardy Fuß und seinen politischen Freunden in der SPD und auf der anderen Seite Parteichef Guido van den Berg mit seinen ihm nahe stehenden Genossen ist nicht gelöst.
Die vergangenen Wochen haben aber gezeigt, dass Guido van den Berg im Stande ist, sich in der Partei auch in einer schwierigen Situation durchzusetzen. Weder der Versuch, ihn als Parteichef abzulösen, noch der Versuch, seinen Kandidaten für das Landratsamt stolpern zu lassen, waren von Erfolg gekrönt. Insofern sind die Machtverhältnisse in der SPD zumindest bis zur Kommunalwahl geklärt.
Und der Kandidat Hans Krings ist auch nicht zu unterschätzen. Mit ganzer Kraft und hohem zeitlichen Aufwand kann er sich der Aufgabe der Landratskandidatur stellen. Bis zum Wahltermin vergeht noch viel Zeit. Wohin sich die politische Stimmung entwickelt, ist unklar. Wenn sich die Machtverhältnisse bei Landtagswahlen beispielsweise in Hessen und Hamburg ändern und im Bund sich die große Koalition heftig kracht, kann sich auch die Waagschale in NRW-Kommunen Richtung SPD ändern."
Der SPD-Kreisvorsitzende Guido van den Berg hatte im Vorfeld der Wahl alle Mitglieder zur Teilnahme am Mitgliederentscheid aufgerufen: