Galileo war bislang kein Thema für die Wirtschaftsförderung

Ziemlich überrascht war der SPD-Kreisvorsitzende Guido van den Berg von der Antwort der Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Erft mbH (WfG) auf seine Anfrage zur Satterlittentechnik für die Logistikförderung im Kreis. Obschon seit einigen Jahren das Thema Logistik zu den neuen Schwerpunkten der WfG gehört, schien die Geschäftsführung mit dem Thema neu konfrontiert zu sein. Seit vielen Jahren steht in diesem Zusammenhang die Nutzung von satellitengesteuerten Systemen als Alltagstechnologie im Speditionsgewerbe zur Verfügung. Seit einigen Jahren gibt es Vorbereitungen, dass neben dem durch die Vereinigten Staaten betriebenen Ortungssystem GPS ein eigenes europäisches Ortungssystem unter dem Namen Galileo entwickelt wird. Guido van den Berg: „Ich habe mich sehr über die Mitteilung gewundert, dass sie Wirtschaftsförderung bislang keine Gelegenheit hatte, sich mit diesem System auseinander zu setzen. Verstehen kann ich das nicht. Ich hoffe dass unsere Gesellschaft, die ja angeblich so gut im Bereich Logistik aufgestellt ist, dies zügig nachholen wird.“ Klare Aussagen fand die Wirtschaftsförderung des Kreises jedoch zu der Ankündigung der nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerin Christa Thoben, mit der Förderung der Galileo Technologie in NRW 10.000 Arbeitsplätze schaffen zu wollen: Hier erklärte die WfG-Geschäftsführerin Anne Schmitt-Sausen, dass sie Zweifel habe, dass die Aussagen der CDU-Ministerin realistisch sind.

Für den SPD-Kreisvorsitzenden Guido van den Berg muss es nun darum gehen, die nahe liegenden Verknüpfung zwischen der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der Transport- und Logistikbranche weiter zu vertiefen. Auch die WfG bestätigte, dass beide Branchen als „eng zusammengehörig“ betrachtet werden müssten. Guido van den Berg verweist darauf, dass es höchste Zeit sei, in diesem Gebiet die vorhandene Kompetenz der Region, die insbesondere im Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Köln-Porz vorhanden sei, zu bündeln. Er verweist darauf, dass insbesondere die renommierte Schweizer Prognos AG jüngst festgestellt hatte, dass es der Wirtschaftsförderung des Rhein-Erft-Kreises in den letzten Jahren nur unzureichend gelungen ist, technologische Kompetenzen für die Zukunft in der Region zu bündeln.

Guido van den Berg verweist darauf, dass man im Rhein-Main-Gebiet bereits weit über die ersten Projektphasen hinaus ist und gezielt versucht Synergieeffekte mit strategisch wichtigen Unternehmen zu identifizieren. Hierbei hat die öffentliche Hand bereits Mittel in erheblichem Umfang zur Verfügung gestellt und ein gesichertes Finanzierungskonzept entwickelt. Das Land Hessen und die ESA werden für das Projekt 1,1 Mio. Euro bereitstellen, davon 500.000 Euro direkt als Zuschüsse für Gründer. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 13.02.2006 war zu lesen, dass das Hessische Wirtschaftsministerium insbesondere die Vorteile des „Raumfahrtstandort Hessen“ einbringen wolle und einen Großteil der erwarteten 100.000 bis 150.000 neuen Arbeitsplätze durch das System im Bundesland Hessen binden wolle. Der Umstand, dass die Landesregierung Nordrhein-Westfalen offensichtlich noch nicht ähnlich weit fortgeschritten ist, sei in diesem Zusammenhang besonders bedauerlich – so der SPD-Kreisvorsitzende.

Guido van den Berg: „Wir dürfen nicht warten, bis man im Frankfurter Raum bereits alles entschieden hat und unsere Region das Nachsehen hat. Genügend Kompetenzen sind gerade für dieses Geschäftsfeld auch in unserer Region vorhanden und wir erklären doch in allen Broschüren, dass wir Logistikstandort sind.“ Der SPD-Kreisvorsitzende hat daher erneut nachgefragt, wie die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft dieses strategische Themenfeld in Zukunft bearbeiten will.

Das europäische Sattelitensystem Galileo soll Ende 2010 voll einsatzbereit sein. Bis 2020 sollen 3,6 Milliarden Empfangsgeräte bedient werden. Galileo wird dabei sehr viel genauer und zuverlässiger arbeiten als das bisherige US-System GPS (Global Positioning System). Das System kann die Position eines Gegenstandes auf der Erde mit einer Abweichung von wenigen Zentimetern bestimmen. Einsatzgebiete werden vor allem im Auto-, Flug- und Schiffsverkehr gesehen. Für das System wird die europäische Raumfahrt 30 Satelliten auf drei Umlaufbahnen in der Höhe von 24.000 km schießen. Das GPS-System verfügt nur über 24 Flugkörper. Hierbei ist zu beachten, dass Galileo im Gegensatz zu GPS seinen Kunden eine Garantie für seine Dienstleistung geben wird.