Van den Berg jagt „Dr. No”

Plakat: Guido van den Berg jagt "Dr. No."
Guido van den Berg setzt sich für die Öffnung von Vidotheken am Sonntag ab 13.00 Uhr ein.

Guido van den Berg könnte bei den Landtagswahlen am kommenden Sonntag zum Zünglein an der Waage werden. Der bislang eher unbekannte SPD-Kommunalpolitiker ist der direkte Gegenkandidat von CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers in dessen Wahlkreis Erftkreis II. Durch eine Tücke im NRW-Wahlrecht ist es möglich, dass van den Berg zu Rüttgers Stolperstein werden könnte. Das Zahlenspiel funktioniert wie folgt: Sollte die Union die Wahl mit mehr Direktmandaten gewinnen als ihr nach dem prozentualen Wahlergebnis zusteht, kann kein CDU-Politiker über die so genannte Reserveliste in den Landtag einziehen. Sollte Rüttgers in seinem Wahlkreis verlieren, kann er nicht über einen Listenplatz ins Parlament kommen. Da nach NRW-Wahlrecht aber der Ministerpräsident zugleich ein Mandat im Landtag haben muss, könnte Rüttgers die ersehnte Wahl zum Landesoberhaupt verwehrt bleiben.
Ob van den Berg es tatsächlich gelingt, Rüttgers auszustechen, bleibt fraglich. Zumindest hat der 30-Jährige Unternehmensberater mit einem unkonventionellen Wahlkampf für einiges Aufsehen gesorgt. Auf seinen Plakaten tritt er als die Bedburger Antwort auf James Bond in Erscheinung. Statt Pistole hält er eine Polizeikelle in der Hand oder steht einfach da, mit verschränkten Armen vor blauem Hintergrund und einer aufreizenden Frau an seiner Seite, und wird von hinten mit mystischem Licht illuminiert. Die Slogans sind ebenfalls an die englischen Agentenfilme angelehnt: "Liebesgrüße aus Pulheim", "Im Angesicht der Sicherheit" oder "Van den Berg jagt Dr. No". Mit letzterer Figur sei Jürgen Rüttgers gemeint, so van den Berg. Zu seinen großen Projekten im Kreis zählt er etwa den Erhalt des Plus-Marktes in Elsdorf-Mitte.

"Die Menschen hier wissen, dass sich Rüttgers nur selten in seinem Wahlkreis hat blicken lassen", erklärte van den Berg. "Wir wollten keinen Spaßwahlkampf betreiben, nur auf unkonventionelle Methoden zurück greifen." Van den Berg, SPD-Mitglied seit seinem 16. Lebensjahr, hat einige Parallen zwischen sich und dem britischen Edelspion ausgemacht. "Wie bei James Bond sind die Rollen von Gut und Böse klar verteilt. Und ich bin nicht der Böse." Zudem habe er auch die schlechtere Ausgangsposition als sein Gegner. "Ich bin unbekannter als mein Kontrahent, verfüge über weniger Mittel und wie bei Bond kann sich die Lage in letzte Minute drehen."

Rüttgers selbst geht dennoch offenbar ohne Furcht vor seinem Kandidaten ins Rennen. "Ich werde das schon machen", sagte Rüttgers am Donnerstag in der ARD. "Ich habe da keine Angst." Der Kreis sei ja inzwischen umgestaltet worden, zeigte sich Rüttgers zuversichtlich. Es seien zwei Städte hinzugekommen, und außerdem trete er diesmal gegen einen neuen Gegenkandidaten an. Michael Breuer vom CDU-Kreisvorstand sieht ebenfalls keine Gefahr für seinen Chef. "Herr Rüttgers ist in Pulheim aufgewachsen. Präsenter als er kann man nicht sein. Ich bin mir sicher, dass er sowohl die Landtagswahl als auch seinen Kreis gewinnen wird." Die Bond-Kampagne van den Bergs bezeichnete Breuer angesichts der ernsten politischen Lage im Land als unangemessen.

Zumindest statistisch gesehen stehen die Chancen für den krassen Außenseiter nicht schlecht. Bei der letzten Landtagswahl verlor Rüttgers gegen die damalige SPD-Kandidatin mit 7,6 Prozentpunkten Unterschied. Hinzu kommt, dass Rüttgers in seiner gesamten Polit-Karriere noch nicht einen Wahlkreis direkt gewonnen hat.