SPD-Kreistagsfraktion fordert Konzept zur Förderung und Steigerung der Produktion von Bioethanol

„Die bevorstehende Neuregelung der Zuckermarktordnung wird einen Strukturwandel in der rheinischen Anbauregion für Zuckerrüben unausweichlich machen. Es geht jetzt darum, den Landwirten und den Arbeitnehmern in der Zuckerindustrie rechtzeitig Alternativen aufzuzeigen“, fordert der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion und Sprecher im Ausschuss für Kreisentwicklungsplanung, Hans Günter Eilenberger. Die Thematik Neuregelung der Zuckermarktordnung stand auf der Tagesordnung der letzten Sitzung des Ausschusses für Kreisentwicklungsplanung. Auf Antrag der SPD-Kreistagsfraktion berichteten der Leiter der Abteilung Landwirtschaft von Pfeifer und Langen, Dr. Willi Kremer-Schillings und als Vertreter des Rheinischen Rübenbauernverbandes, Dr. Peter Kasten, über die Auswirkungen der Zuckermarktordnung für den Zuckerstandort Rhein-Erft.

„Der Vortrag hat verdeutlicht, dass auch im Rhein-Erft-Kreis mit erheblichen strukturellen Veränderungen im Zuckermarktbereich zu rechnen ist,“ so der Ausschussvorsitzende, Guido van den Berg: „Es ist mit Senkungen der Rübenpreise in zwei Stufen um 37% zu rechnen. Hinzu kommt eine Quotensenkung in vier Stufen um etwa 16%. Folglich müssen die landwirtschaftlichen Betriebe im Rhein-Erft-Kreis mit Einkommensverlusten je nach Betriebsgröße zwischen 6 % und 34% rechnen. Das werden die meisten Landwirte wirtschaftlich nicht überleben. Zurzeit rechnen wir damit, dass ⅔ bis ¾ der Landwirte ihren Betrieb aufgeben müssen.“

Um diese Veränderungen abzufedern, hat die SPD-Kreistagsfraktion beantragt, dass die Verwaltung gemeinsam mit Vertretern der im Rhein-Erft-Kreis ansässigen Zuckerindustrie und den Landwirten ein Konzept zur Förderung und Steigerung der Produktion von Bioethanol erarbeiten soll. „Unser Kreis ist ein Energiekreis, so dass es nahe liegt, die Potentiale in der Landwirtschaft mit diesem Profil des Kreises zu verbinden. Sowohl wirtschaftspolitische als auch umweltpolitische Gründe sprechen für eine stärkere Nutzung von Bioethanol als Kraftstoff,“ so Hans Günter Eilenberger. Steigende Ölpreise und Kraftstoffpreise auf dem Weltmarkt rückten alternative Kraftstoffe wieder stärker ins Blickfeld und auch die Verabschiedung des Kyoto-Protokolls würden Bemühungen zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes notwendig machen.

Eilenberger und van den Berg sind sich einig, dass der Rhein-Erft-Kreis sowohl mit der Zuckerfabrik Pfeiffer&Langen in Elsdorf als auch den zahlreichen Landwirten, die Zuckerrübenanbau betreiben, gute Voraussetzungen für die Gewinnung von Bioethanol hat. „Dieses Wissen muss genutzt werden, um ein Konzept zu erarbeiten,“ so beide Sozialdemokraten.

In der Sitzung des Ausschuss für Kreisentwicklungsplanung hatten sowohl Dr. Willi Kremer-Schillings als auch Dr. Peter Kasten Skepsis angemeldet, dass die Produktion von Bioethanol aus Zuckerrüben unmittelbar die Probleme des drohenden Strukturwandels in der Landwirtschaft lösen könnten. Unbestritten blieb jedoch, dass in der Produktion des regenerativen Rohstoffs ein großes Potential liege. „Wir sollten uns gerade jetzt schnell Gedanken für neue Standbeine im landwirtschaftlichen Bereich machen. Derzeit gibt es 471 landwirtschaftliche Betriebe im Rhein-Erft-Kreis, bei denen der Anbau von Zuckerrüben 67% des Betriebserlöses ausmachen. Wenn die Neuordnung des Zuckermarkes wie geplant kommt, werden 67% der Landwirte dies wirtschaftlich nicht überleben und nur 155 Betriebe übrig bleiben. Das würde im Rhein-Erft-Kreis einen Rückgang der landwirtschaftlich genutzten Fläche um 32% bedeuten. Es ist angebracht, den betroffenen Menschen hier neue Perspektiven zu eröffnen.“ Der Ausschuss für Kreisentwicklungsplanung diskutierte den SPD-Antrag und verwies ihn zur weiteren Beratung in die nächste Sitzung des Kreisausschusses.